Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Oberon, 5. Gesang 1

1 Auch dich, o Rezia, floh, auf deinen weichen Schwanen,
Der sube Schlaf. Du sahst in Klippen dich
Verfangen, woraus dir einen Pfad zu bahnen
Unmoglich schien. Verhabt und furchterlich
Ist dir das festliche Roth am morgendammernden Himmel,
Verhabt der Tag, der dich an Hymens Altar winkt.
Lang’ walzt sie seufzend sich um, bis endlich, vom innern Getummel
Der Seele betaubt, ihr Haupt herab zum Busen sinkt.
2 Sie schlummert ein, und, ihren Muth zu stutzen,
Webt Oberen ein neues Traumgesicht
Vor ihre Stirn. Sie glaubt, bey Mondeslicht,
In einer Laube der Garten des Harems zu sitzen,
In Fantasieen der Liebe versenkt.
Ein subes Weh, ein lieblich banges Sehnen
Hebt ihre Brust, ihr Auge schwimmt in Thranen,
Indem sie hoffnungslos an ihren Jungling denkt.
3 Die Unruh treibt sie auf. Sie lauft, mit hastigen Schritten
Und suchendem Blick, durch Busch und Blumengefild,
Eilt athemlos zu allen grunen Hutten,
Zu allen Grotten hin; ihr Auge, zartlich wild
Und thranenvoll, scheint das geliebte Bild
Von allen Wesen zu erbitten:
Oft steht sie angstlich still, und lauscht
Wenn nur ein Schatten wankt, nur eine Pappel rauscht.
4 Zuletzt, indem sie sich nach einer Stelle wendet
Wo durch der Busche Nacht ein heller Mondschein bricht,
Glaubt sie – o Wonne! wenn kein falsches Schattenlicht
Ihr gern betrognes Auge blendet –
Zu sehen was sie sucht. Sie sieht und wird gesehn;
Sein Feuerblick begegnet ihren Blicken.
Sie eilt ihm zu, und bleibt, in schauerndem Entzucken,
Wie zwischen Scham und Liebe, zweifelnd stehn.
5 Mit offnen Armen fliegt er ihr entgegen.
Sie will entfliehn, und kann die Kniee nicht bewegen.
Mit Muh verbirgt sie noch sich hinter einen Baum,
Und in der suben Angst zerplatzt der schone Traum.
Wie gerne hatte sie zuruck ihn rufen mogen!
Sie zurnt sich selbst und dem verhabten Baum;
Vergebens suchet sie sich wieder einzuwiegen,
Ihm nachzusinnen bleibt ihr einziges Vergnugen.
6 Die Sonne hatte bald den dritten Theil vollbracht
Von ihrem Lauf, und immer war’s noch Nacht
Bey Rezia; so grob war ihr Ergetzen,
Den angenehmen Traum noch wachend fortzusetzen.
Doch da sie gar zu lang’ kein Lebenszeichen giebt,
Naht endlich Fatme sich dem goldnen Bette, schiebt
Den Vorhang weg, und findet mit Erstaunen
Die Dame wach, und in der besten aller Launen.
7 Ich hab’ ihn wieder gesehn, o Fatme, wunsche mir Gluck,
Ruft Rezia, ich hab’ ihn wieder gesehen! –
Das ware! spricht die Amm’, und sucht mit schlauem Blick
Herum, als dachte sie den Vogel auszuspahen.
Das Fraulein lacht: “Ey, ey, wie ist dein Witz so dick!
Man dachte doch, das sollte sich verstehen!
Ich sah ihn freylich nur im Traum; allein
Er mub gewib hier in der Nahe seyn.
8 “Mir ahnt’s, er ist nicht fern, und sprich mir nichts dagegen,
Wenn du mich liebst!” – So schweig’ ich! – “Und warum?
Was ware denn am Ende so verwegen
An meiner Hoffnung? Sprich! wie sollt’ ich sie nicht hegen?”
Die Amme seufzt und bleibt noch immer stumm.
“Was ubersteigt der Liebe Allvermogen?
Der Lowenbandiger, der mich beschutzt, ist sie;
Und retten wird sie mich, begreif’ ich gleich nicht wie.
9 “Du schweigst? du seufzest? Ach! zu wohl nur, gute Amme,
Versteh’ ich was dein Schweigen mir verhehlt!
Du hoffest nichts fur meine Flamme!
Ich selbst, ich hoffe nur weil bebrer Trost mir fehlt.
Die Stunde naht; schon klirren meine Ketten,
Und mein Verderben ist gewib;
Ein Wunder nur, o Fatme, kann mich retten,
Ein Wunder nur! wo nicht – so kann es dieb!”
10 Bey diesem Worte zieht mit feur’gem Blicke
Sie aus dem Busen einen Dolch hervor.
“Siehst du? Dieb macht mir Muth! dieb hebt mich so empor!
Mit diesem hoff’ ich alles vom Geschicke!”
Die Amme schwankt an ihren Stuhl zurucke,
Wird leichenblab, und zittert wie ein Rohr.
Ach! ist dieb alles, so erbarme
Sich Gott! – ruft sie, und weint und ringt die Arme.
11 Das Fraulein druckt die Hand ihr auf den Mund:
Still, spricht sie, fasse dich! und steckt in ihren Busen
Den Dolch zuruck. Du weibt, im weiten Erdenrund
Ist nichts mir so verhabt als dieser Furst der Drusen.
Eh’ Der mich haben soll, eh’ soll ein giftiger Molch
In meine Brust die scharfen Zahne schlagen!
Kommt mein Geliebter nicht, den Raub ihm abzusagen,
Was bleibt mir ubrig als mein Dolch?
12 Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen,
So hort man am Tapetenthurchen pochen,
Das aus dem Schlafgemach in Fatmens Kammer fuhrt.
Sie geht, und kommt nach einer kleinen Weile
So schnell zuruck, dab sie vor lauter Eile
Und Freudentrunkenheit den Athem fast verliert.
“Nun sind wir aller Noth entbunden!
Triumf! Prinzessin, Triumf! der Ritter ist gefundener
13 Im Nachtgewand, das wie ein Nebel kaum
Den schonen Leib umwallt, fahrt jene aus den Lacken
Und fallt entzuckt der Amme um den Nacken:
“Gefunden? Wo? wo ist er? O mein Traum,
So logst du nicht?” – Die Amme, selbst vor Freuden
Ganz auber sich, hat kaum noch so viel Sinn,
Die wonnetaumelnde halb nackte Traumerin
In grober Eil’ ein wenig anzukleiden.
14 Herein gerufen wird sodann
Die Alte, selbst ihr Mahrchen zu erzahlen.
Die gute Mutter fangt beym Ey die Sache an,
Und labt es nicht am kleinsten Umstand fehlen;
Kein Zug, kein Wort das ihrem Gast entrann,
Wird im Gemahlde weggelassen.
Er ist’s, er ist’s! wir haben unsern Mann,
Ruft Fatme aus; es kann nicht besser passen!
15 Die Alte wird von neuem ausgefragt,
Mub drey – und viermahl wiederhohlen
Was er gethan, gesagt und nicht gesagt;
Mub immer wieder ihn vom Haupt bis zu den Sohlen
Abschildern, Zug fur Zug – wie gelb und lang sein Haar,
Wie grob und blau sein schones Augenpaar;
Und immer ist noch etwas nachzuhohlen
Das in der Eil’ ihr ausgefallen war.
16 Indeb sich so um zwanzig Jahre junger
Die Alte schwatzt, entspannt der hohe Lockenbau
Der schonen Braut sich unter Fatmens Finger.
Mit Perlen, glanzender als Thau,
Wird schneckengleich ihr schwarzes Haar durchflochten,
Ohr, Hals und Gurtel schmuckt so schimmerndes Gestein,
Dab ihren Glanz im Sonnenschein
Die Augen kaum ertragen mochten.
17 Vollendet stellt nunmehr, von ihrer Nymfenschaar
Zum Fest geschmuckt und brautlich angekleidet,
Gleich einer Sonne sich die Konigstochter dar,
Und lieblich wie ein Reh, das unter Rosen weidet.
Kein Auge sah sie ungeblendet an,
Wiewohl sie jetzt nur Madchenaugen sahn:
Nur sie allein schien nichts davon zu wissen,
Wie neben ihr die Sterne schwinden mussen.
18 Das Feuer, das aus ihren Augen strahlt,
Die Ungeduld, das lauschende Verlangen
Das ihre Lippen schwellt und ihre zarten Wangen
Mit ungewohntem Purpur mahlt,
Setzt ihre Jungfrau’n in Erstaunen.
Ist dieb die widerspenst’ge Braut,
(Beginnen sie einander zuzuraunen)
Der gestern noch so sehr vor diesem Tag gegraut?
19 Indessen sammeln sich die Emirn und Wessire,
Geschmuckt zum Fest, im stolzen Hochzeitsahl.
Gerustet steht das konigliche Mahl,
Und, bey Trompetenklang, tritt aus der goldnen Thure
Des heiligen Palasts, von Sklaven aller Art
Umflossen, der Kalif mit seinem grauen Bart.
Der Drusenfurst, noch etwas blab von Wangen,
Kommt stattlich hinter ihm als Brautigam gegangen.
20 Und gegenuber thut die Thur von Elfenbein
Sich aus dem Harem auf, und, schoner als die Frauen
In Mahoms Paradies, tritt auch die Braut herein.
Ein Schleier zwar, gleich einem silbergrauen
Gewolke, wehrt dem Engelsangesicht
Den vollen Glanz allblendend zu enthullen;
Und dennoch scheint ein uberirdisch Licht
Bey ihrem Eintritt stracks den ganzen Sahl zu fullen.
21 Dem Drusen schwillt und sinket wechselsweis’
Sein Herz, indem sein Aug’ an ihren Reitzen hanget:
Er sucht im ihrigen was er zu sehn verlanget;
Allein, ein Blick, so kalt wie Alpeneis,
Ist alles was er sieht. Doch, dem Bethorten schmeichelt
Die Eitelkeit, die Selbstbetrugerin,
Dab Rezia den sproden Blick nur heuchelt:
O (denkt er) all der Schnee schmilzt uber Nacht dahin!

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Oberon, 5. Gesang 1 - CHRISTOPH MARTIN WIELAND