Zueignungs-Schrift
…an den Hochwohlgebornen gnadigen Herrn,
Herrn Isaac Steiger, des Standes Bern Schultheiben
Der alten Schweizer tapfre Hand
Hat noch ein rauher Muth gefuhret,
Ihr Sinn war stark und ungezieret,
Und all ihr Witz war nur Verstand.
Nicht, dab man uns verachten soll:
Der Freiheit Sitz und Reich auf Erden
Kann nicht an Geist unfruchtbar werden;
Wer frei darf denken, denket wohl!
Nein, ihr im Stahl erzogner Sinn
Fand keinen Reiz an mindrer Ehre;
Vom Anblick ihrer furchtbarn Heere
Floh Scherz und Muse schuchtern hin.
Itzt, dab der Sieg uns Friede giebt,
Ist auch der Zierat ruhmlich worden;
Man pries sonst blob ein sieghaft morden,
Itzt wird ein reiner Lob geliebt.
Du, dessen Scharfsicht nichts umschrankt,
Vor dem nichts wurdigs liegt verborgen,
Hast oftmals, satt von hohern Sorgen,
Auch Dichtern einen Blick geschenkt.
Das alte Vorrecht unsrer Kunst
Ist ja der Beifall grober Manner,
Je grobrer Furst, je grobrer Kenner,
Das zeigt Augusts und Ammons Gunst.
Warum zeugt nicht dein glucklich Land
Wie grobe Haupter grobe Sanger?
Warum bleibt wahres Lob nicht langer.
Als was die Schmeichelei erfand?
Doch Mannern deiner Trefflichkeit
Versagt der Himmel keine Kronen;
Er lohnt Macenen mit Maronen
Und Tugend mit Unsterblichkeit!