Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Oberon, 7. Gesang 3

50 Matt wie sie war, erschopfte diese Muh
Noch ihre letzte Kraft; es brachen ihr die Knie;
Sie sinkt am Ufer hin, und lechzt mit durrem Gaumen.
Vom Hunger angenagt, von heibem Durst gequalt,
An diesem wilden Ort, wo ihr’s an allem fehlt,
Wie angstvoll ist ihr Loos! Wo mag ihr Huon saumen?
Wenn ihn ein Unfall traf? vielleicht ein reibend Thier?
Es nur zu denken, raubt den Rest von Leben ihr!
51 Die schrecklichsten der Moglichkeiten
Mahlt ihr die Fantasie mit warmen Farben vor.
Umsonst bemuht sie sich mit ihrer Furcht zu streiten,
Ein Wellenschlag erschreckt ihr ungluckahnend Ohr.
Zuletzt, so schwach sie ist, keicht sie mit Muh empor
Auf eines Felsen Stirn, und schaut nach allen Seiten,
Und mit dem letzten Sonnenblick
Entdeckt sie ihn – Er ist’s! er kommt zuruck!
52 Auch Er sieht sie die Arme nach ihm breiten,
Und zeigt ihr schon von fern die schone goldne Frucht.
Von keiner schonern ward, in jenen Kindheitszeiten
Der Welt, das erste Weib im Paradies versucht.
Er halt, wie im Triumf, sie in den letzten Strahlen
Der Sonn’ empor, die ihre glatte Haut
Mit flammengleichem Roth bemahlen,
Indeb Amanda kaum den frohen Augen traut.
53 So labt sich unsrer Noth der Himmel doch erbarmen!
Ruft sie, und eine grobe Thrane blinkt
In ihrem Aug’; und eh’ die Thrane sinkt
Ist Huon schon in ihren offnen Armen.
Ihr schwacher Ton, und dab sie halb entseelt
An seinen Busen schwankt, heibt ihren Retter eilen.
Sie lagern sich; und, weil ein ander Werkzeug fehlt,
Braucht er sein Schwert die schone Frucht zu theilen.
54 Hier zittert mir der Griffel aus der Hand!
Kannst du, zu strenger Geist, in solchem Jammerstand
Noch spotten ihrer Noth, noch ihre Hoffnung trugen?
Faul, durch und durch, und gallenbitter war
Die schone Frucht! – Und bleich, wie in den letzten Zugen
Ein Sterbender erbleicht, sieht das getauschte Paar
Sich trostlos an, die starren Augen offen,
Als hatt’ aus heitrer Luft ein Donner sie getroffen.
55 Ein Strom von bittern Thranen sturzt mit Wuth
Aus Huons Aug’: von jenen furchtbarn Thranen,
Die aus dem halb gestockten Blut
Verzweiflung prebt, mit Augen voller Gluth,
Und gichtrisch zuckendem Mund und grimmvoll klappernden Zahnen.
Amanda, sanft und still, doch mit gebrochnem Muth,
Die Augen ausgeloscht, die Wangen welk, zu Scherben
Die Lippen ausgedorrt – Lab, spricht sie, lab mich sterben!
56 Auch Sterben ist an deinem Herzen sub;
Und Dank dem Racher, der in seinem Grimme,
So streng er ist, doch diesen Trost mir lieb!
Sie sagt’s mit schwacher halb erstickter Stimme,
Und sinkt an seine Brust. So sinkt im Sturm zerknickt
Der Lilie welkend Haupt. Von Lieb’ und Angst verruckt
Springt Huon auf, und schliebt die theure Seele
In seinen Arm, und tragt sie nach der Hohle.
57 Ach! Einen Tropfen Wassers nur,
Gerechter Gott! schreyt er, halb ungeduldig,
Halb flehend, auf – Ich, ich allein, bin schuldig!
Mich treff’ allein dein Zorn! mir werde die Natur
Ringsum zum Grab, zum offnen Hollenrachen!
Nur schone Sie! O leit’ auf einer Quelle Spur
Den dunkeln Fub! Ein wenig Wassers nur,
Ihr Leben wieder anzufachen!
58 Er geht aufs neu zu suchen aus, und schwort,
Sich eher selbst, von Durst und Hunger aufgezehrt,
In diesen Felsen zu begraben,
Eh’ er mit leerer Hand zur Hohle wiederkehrt.
Er, ruft er weinend, der die jungen Raben
Die zu ihm schrey’n erbarmend hort,
Er kann sein schonstes Werk nicht hassen,
Er wird gewib, gewib, dich nicht verschmachten lassen!
59 Kaum sprach er’s aus, so kommt’s ihm vor
Als hor’ er wie das Rieseln einer Quelle
Nicht fern von ihm. Er lauscht mit scharfem Ohr;
Es rieselt fort – Entzuckt dankt er empor,
Und sucht umher; und, bey der schwachen Helle
Der Dammerung, entdeckt er bald die Stelle.
In eine Muschel fabt er auf den suben Thau,
Und eilt zuruck, und labt die fast verlechzte Frau.
60 Gemachlicher des Labsals zu genieben,
Tragt er sie selbst zur nahen Quelle hin.
Es war nur Wasser – doch, dem halb erstorbnen Sinn
Scheint Lebensgeist den Gaum hinab zu flieben,
Daucht jeder Zug herzstarkender als Wein
Und sub wie Milch und sanft wie Öhl zu seyn;
Es hat die Kraft zu speisen und zu tranken,
Und alles Leiden in Vergessenheit zu senken.
61 Erquickt, gestarkt, und neuen Glaubens voll
Erstatten sie dem, der zum zweyten Mahle
Sie nun dem Tod entrib, des Dankes frohen Zoll;
Umarmen sich, und, nach der letzten Schale,
Strickt unvermerkt, am Quell auf kuhlem Moos,
Der sube Troster alles Kummers
Das Band der muden Glieder los,
Und lieblich ruhn sie aus im weichen Arm des Schlummers.
62 Kaum spielt die Morgendammerung
Um Huons Stirn, so steht er auf, und eilet
Auf neues Forschen aus; wagt manchen kuhnen Sprung
Wo den zerribnen Fels ein jaher Absturz theilet;
Spurt jeden Winkel durch, stets sorgsam dab er ja
Den Ruckweg zu Amanden nicht verliere,
Und kummervoll, da er fur Menschen und fur Thiere
Das Eiland uberall ganz unbewohnbar sah.
63 Ihn fuhrt zuletzt sudostwarts von der Hohle
Ein krummer Pfad in eine kleine Bucht;
Und im Gebusch, das eine Felsenkehle
Umkranzt, entdeckt sich ihm, beschwert mit reifer Frucht,
Ein Dattelbaum. So leicht, wie, auf der Flucht
Zum Himmel, eine arme Seele
Die aus des Fegfeu’rs Pein und strenger Gluth entrann,
Klimmt er den Baum hinauf als stieg’ er himmelan;
64 Und bricht der suben Frucht so viel in seine Taschen
Sich fassen lieb, springt dann herab und fliegt,
Als galt’s ein Reh in vollem Lauf zu haschen,
Das holde Weib, das stets in seinem Sinne liegt,
So wie sie munter wird, damit zu uberraschen.
Noch lag sie, als er kam, schon in sich selbst geschmiegt,
In sanftem Schlaf; ihr gluhn wie Rosen ihre Wangen,
Und kaum halt ihr Gewand den Busen halb gefangen.
65 Entzuckt in subes Schau’n, den reinsten Liebsgenub,
Steht Huon da, als wie der Genius
Der schonen Schlaferin; betrachtet,
Auf sie herab gebuckt, mit liebevollem Geitz
Das engelgleiche Bild, den immer neuen Reitz;
Dieb ist, die, ihm zu Lieb’, ein Gluck fur nichts geachtet,
Dem, wer’s erreichen mag, sonst alles, unbedingt,
Was theu’r und heilig ist zum frohen Opfer bringt!
66 “Um einen Thron hat Liebe dich betrogen!
Und, ach! wofur? – Du, auf dem weichen Schoob
Der Asiat’schen Pracht wollustig auferzogen,
Liegst nun auf hartem Fels, der weite Himmelsbogen
Dein Baldachin, dein Bett ein wenig Moos;
Vor Wittrung unbeschutzt und jedem Zufall blob,
Noch glucklich, hier, wo Disteln kaum bekleiben,
Mit etwas wilder Frucht den Hunger zu betauben!
67 “Und Ich – der, in des Schicksals strenger Acht,
Mit meinem Ungluck, was mir nahert, anzustecken
Verurtheilt bin – anstatt vor Unfall dich zu decken,
Ich habe dich in diese Noth gebracht!
So lohn’ ich dir was du fur mich gegeben,
Fur mich gewagt? Ich Unglucksel’ger, nun
Dein Alles in der Welt, was kann ich fur dich thun,
Dem selbst nichts ubrig blieb als dieses nackte Leben?”
68 Dieb qualende Gefuhl wird unfreiwillig laut,
Und weckt aus ihrem Schlaf die anmuthsvolle Braut.
Das erste was sie sieht, ist Huon, der, mit Blicken
In denen Freud’ und Liebestrunkenheit
Den tiefern Gram nur halb erdrucken,
In ihren Schoob des Palmbaums Fruchte streut.
Die magre Kost und eine Muschelschale
Voll Wassers macht die Noth zu einem Gottermahle.
69 Zum Gottermahl! Denn ruhet nicht ihr Haupt
An Huons Brust? Hat Er sie nicht gebrochen,
Die sube Frucht? nicht Er des Schlummers sich beraubt,
Und ihr zu Lieb’ so manche Kluft durchkrochen?
So rechnet ihm die Liebe alles an,
Und schatzt nur das gering, was sie fur ihn gethan.
Die Wolken zu zerstreun, die seine Stirn umdunkeln,
Labt sie ihr schones Aug’ ihm lauter Freude funkeln.
70 Er fuhlt den Überschwang von Lieb’ und Edelmuth
In ihrem zartlichen Betragen;
Und mit bethrantem Aug’ und Wangen ganz in Gluth
Sinkt er an ihren Arm. O sollt’ ich nicht verzagen,
Ruft er, mich selbst nicht hassen, nicht
Verwunschen jeden Stern, der auf die Nacht geschimmert
Die mir das Leben gab, verwunschen jenes Licht
Als ich im Mutterarm zum ersten Mahl gewimmert?
71 Dich, bestes Weib, durch mich, durch mein Vergehn,
Von jedem Gluck herab gesturzt zu sehn,
Von jedem Gluck, das dir zu Bagdad lachte,
Von jedem Gluck, das ich dich hoffen machte
In meinem vaterlichen Land!
Erniedrigt – dich! – zu diesem durftigen Stand!
Und noch zu sehn, wie du dieb alles ohne Klagen
Ertragst – Es ist zu viel! Ich kann es nicht ertragen!
72 Ihn sieht mit einem Blick, worin der Himmel sich
Ihm offnet, voll von dem, was kaum ihr Busen fasset,
Amanda an: Lab, spricht sie, Huon, mich
Aus dem geliebten Mund was meine Seele hasset
Nie wieder horen! Klage dich
Nicht selber an, nicht den, der was uns drucket
Uns nur zur Prufung, nicht zur Strafe zugeschicket;
Er pruft nur die er liebt, und liebet vaterlich.
73 Was uns seit jenem Traum, der Wiege unsrer Liebe,
Begegnet ist, ist’s nicht Beweis hiervon?
Nenn, wie du willst, den Stifter unsrer Triebe,
Vorsehung, Schicksal, Oberon,
Genug, ein Wunder hat dich mir, mich dir gegeben!
Ein Wunder unser Bund, ein Wunder unser Leben!
Wer fuhrt’ aus Bagdad unversehrt
Uns aus? Wer hat der Flut, die uns verschlang, gewehrt?
74 Und als wir, sterbend schon, so unverhofft den Wogen
Entrannen, sprich, wer anders als die Macht
Die uns beschutzt, hat uns bisher bedacht?
Aus ihrer Brust hab’ ich’s gesogen,
Das Wasser, das in dieser bangen Nacht
Mein kaum noch glimmend Licht von neuem angefacht!
Gewib auch dieses Mahl, das unser Leben fristet,
Hat eine heimliche wohlthat’ge Hand gerustet!

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Oberon, 7. Gesang 3 - CHRISTOPH MARTIN WIELAND