Seiner Liebe Anfang
1.
Als ich auf meiner Liebsten Mund
(ach sanfte Ruhstat!) brunstig lage,
und meiner Schmerzen herbe Plage
ihr taht aub ganzem Herzen kund,
wie ich so oft um ihretwegen
Ruh – trost – und Sinnen – ohn gelegen.
2.
Mein (sprach sie) Herzgen, sage doch:
zu welcher Zeit du bist entronnen,
und wodurch du mich lieb gewonnen:
Wo ich mich recht entsinne noch,
hastu auch gar fur wenig Wochen,
kalt-sinnig dich mit mir besprochen:
3.
Da ich doch, als zum ersten mahl
ich dich nur obenhin erblikket,
durch deine Freyheit blieb bestrikket.
Dib war nur meine groste Quaal,
die auch die Gotter kann betruben,
dich sonder Gegen-Liebe lieben.
4.
Gott weib, wie mir zu muhte war
Auf die so unverhoffte Frage,
vermischt von Zorn, Verweib und Klage
die meinen Undank machten klar!
Die Schaam, so ich daher empfunde,
nahm Red’ und Antwort meinem Munde.
5.
Ich ward verstarret, kalt, erblabt,
wie, dem die Seele kaum sich reget:
bib, aub Erbarmnub sie beweget
mich in die schlanken Arme fasst’,
Ach! Da ward mir gemach das Leben,
Kraft, Geist und Warme wieder geben:
6.
Im kussen fing sie an noch mehr
mich bey der Fakkel zubeschweeren,
die unser’ Herzen kann versehren:
Sag an (bistu mir gut) wann ehr
du angefangen mich zu lieben,
und wab darzu dich erst getrieben.
7.
Ach! frage nicht nach meiner Gluht,
(sprach ich, was frischer) Eyb und Winde
sind meiner Flammen Angezunde.
Du weist es wie auf jener Fluht,
von kalter Norden-luft gestanden,
ich lag in deiner Arme Banden.
8.
Wie ich dich von dem Wagen nahm
und kubte die gefrorne Wangen:
Bald hat mein Herze Gluht gefangen.
Das Feuer, so aub Kalte kahm
straalt sint der Zeit mit tausent Flammen
ob meines Lebens Rest zusammen.
9.
Nun (sagt sie) hat ein kalter Kub
dich bracht in Feuer, Hizz’ und Leiden;
weib ich, dab Kuhlung, Lust und Freuden
ein Warmer dir erwekken mub.
Der hat sie mir so viel erteilet,
so dab ich ziemlich bin geheilet.