Українська та зарубіжна поезія

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Die Liebe des Nachsten

So jemand spricht: Ich liebe Gott!
Und habt doch seine Bruder,
Der treibt mit Gottes Wahrheit Spott,
Und reibt sie ganz darnieder.
Gott ist die Lieb, und will, dab ich
Den Nachsten liebe, gleich als mich.

Wer dieser Erden Guter hat,
Und sieht die Bruder leiden,
Und macht den Hungrigen nicht satt,
Labt Nackende nicht kleiden;
Der ist ein Feind der ersten Pflicht,
Und hat die Liebe Gottes nicht.

Wer seines Nachsten Ehre schmaht,
Und gern sie schmahen horet;
Sich freut, wenn sich sein Feind vergeht,
Und nichts zum Besten kehret;
Nicht dem Verleumder widerspricht;
Der liebt auch seinen Bruder nicht.

Wer zwar mit Rat, mit Trost und Schutz
Den Nachsten unterstutzet,
Doch nur aus Stolz, aus Eigennutz,
Aus Weichlichkeit ihm nutzet;
Nicht aus Gehorsam, nicht aus Pflicht;
Der liebt auch seinen Nachsten nicht.

Wer harret, bis ihn anzuflehn,
Ein Durftger erst erscheinet,
Nicht eilt, dem Frommen beizustehn,
Der im Verborgnen weinet;
Nicht gutig forscht, ob’s ihm gebricht;
Der liebt auch seinen Nachsten nicht.

Wer andre, wenn er sie beschirmt,
Mit Hart und Vorwurf qualet,
Und ohne Nachsicht straft und sturmt,
So bald sein Nachster fehlet;
Wie bleibt bei seinem Ungestum
Die Liebe Gottes wohl in ihm?

Wer fur der Armen Heil und Zucht
Mit Rat und Tat nicht wachet,
Dem Übel nicht zu wehren sucht,
Das oft sie durftig machet;
Nur sorglos ihnen Gaben gibt;
Der hat sie wenig noch geliebt.

Wahr ist es, du vermagst es nicht,
Stets durch die Tat zu lieben.
Doch bist du nur geneigt, die Pflicht
Getreulich auszuuben,
Und wunschest dir die Kraft dazu,
Und sorgst dafur: so liebest du.

Ermattet dieser Trieb in dir:
So such ihn zu beleben.
Sprich oft: Gott ist die Lieb, und mir
Hat er sein Bild gegeben.
Denk oft: Gott, was ich bin, ist dein;
Sollt ich, gleich dir, nicht gutig sein?

Wir haben einen Gott und Herrn,
Sind eines Leibes Glieder;
Drum diene deinem Nachsten gern;
Denn wir sind alle Bruder.
Gott schuf die Welt nicht blob fur mich;
Mein Nachster ist sein Kind, wie ich.

Ein Heil ist unser aller Gut.
Ich sollte Bruder hassen,
Die Gott durch seines Sohnes Blut
So hoch erkaufen lassen?
Dab Gott mich schuf, und mich versuhnt,
Hab ich dies mehr, als sie, verdient?

Du schenkst mir taglich so viel Schuld,
Du Herr von meinen Tagen!
Ich aber sollte nicht Geduld
Mit meinen Brudern tragen?
Dem nicht verzeihn, dem du vergibst,
Und den nicht lieben, den du liebst?

Was ich den Frommen hier getan,
Dem Kleinsten auch von diesen,
Das sieht Er, mein Erloser, an,
Als hatt ich’s ihm erwiesen.
Und ich, ich sollt ein Mensch noch sein,
Und Gott in Brudern nicht erfreun?

Ein unbarmherziges Gericht
Wird uber den ergehen,
Der nicht barmherzig ist, der nicht
Die rettet, die ihn flehen.
Drum gib mir, Gott! durch deinen Geist

Ein Herz, das dich durch Liebe preist.

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Die Liebe des Nachsten - CHRISTIAN FURCHTEGOTT GELLERT