Der Trompeter von Sakkingen – Zur funfzigsten Auflage
Heut blast der Trompeter mit neufrischem Mut
Die Jubilaumsfanfare,
Das sechsundsiebziger Jahr war uns gut,
Wir wurden allbeid’ Jubilare:
Ich hab’ mich zum funfzigsten Lebensjahr
Durch Freude und Leid durchgepfleget –
Er wird – ein Fall, der in Wahrheit rar –
Zum funfzigstenmal neu verleget.
Vielleicht, dab ich selber von Jugend und Gluck
Ein Stuck ihm zuruckgelassen:
Es zieht auch den Funfziger gern noch zuruck
Zu vertrauten Trompeterstraben.
Zum Eggberg stieg ich. Dort ragen zu Tal
Die Dorfer der Hauensteiner,
Die Dacher moosgrun und strohbraunfahl,
Doch Landestracht tragt nicht mehr einer.
Froh wandert der Mann, wenn die Seele klar
Und die Welt von Sonne erhellt ist;
Bald grubte der Edeltannen Schar
Und was dem Schwarztannwald gesellt ist:
Stechpalmen, glanzgrun und frischbetaut,
Und Pfriemen, die blutenschweren,
Und ein Pelz von Moosen und Heidekraut
Und Farren und Heidelbeeren.
Von jenseit durchblinkten den stammstolzen Wald
Schneeleuchtend des Schweizerlands Firne,
Des Finsteraarhorns Prachtgestalt,
Der Jungfrau demantblaue Stirne;
Und wo der Blick sich gen Westen kehrt,
Wo Rucken um Rucken erblauen,
Da waren vom Golde des Abends verklart
Wasgauische Belchen zu schauen.
Zum Rhein und zur Waldstadt hinab ging mein Lauf,
Da sah ich aus grunschwarzem Dunkeln
Wie ein fragwinkend Auge der Erde herauf
Grausilbrig den Bergsee erfunkeln.
Gneisfelsen stehn ob der Wiesentrift
Und da, wo die Hochtannen lichter,
In machtigen Lettern die Felswandschrift:
“Saekkingen die Stadt ihrem Dichter!”
Und als ich vor Ballys Schloblein stand,
Da stand auch Er, mein Trompeter,
In Erz gegossen von Meisterhand,
Und Mann wie Buch kennt ein jeder;
Und als mir die freundliche Wirtin im Bad
Nicht erlaubte, die Zeche zu zahlen,
War’s klar, dab ob uns und Sankt Fridolins Stadt
Heilwaltende Sterne erstrahlten.
Furwahr, die Trompete blies kraftig sich Bahn
Durch Unkunst und epische Wildnis;
Der Verleger schliebt unserm Jubel sich an
Und verlangt vom Verfasser sein Bildnis.
Wie das Werk er geschmuckt, nehmt gutig es hin,
Uns furder Gewogenheit schenkend
Und, wenn ich nicht mehr hienieden bin,
Des Schwarzwaldwandrers gedenkend.