Українська та зарубіжна поезія

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Der Trompeter von Sakkingen 7. Stuck

Blauer Himmel, warmer Sonnenschein,
Bienensummen, Lerchenjubel,
Spiegelklar des Rheines Flut.
Von den Bergen flieht der Schnee weg,
In dem Tale bluht der Obstbaum,
Mai zog ubers Land herein.

Vor dem Schlobtor lag im Sande
Faul behaglich Hiddigeigei,
Sorgend, dab die Maiensonn’ ihm
Sub erwarmend auf den Pelz schien.
Durch den Garten schritt der Freiherr
Mit der Tochter, wohlgefallig
Schaut er auf die jungen Knospen,
Sprach: “Und wenn auch hundert Jahr’ ich
Noch zu leben hatt’, ich wurd’ mich
Stets von neuem doch erquicken
An dem Mai und seinen Wundern.
Zwar ich halt’ nichts von dem Maitau,
Dran das Frauenzimmervolk sich
Wange netzt und Stirn und Mundlein,
Hab’ auch keine noch gesehen,
Die drob schoner ward als ehdem;
Glaub’ auch nicht an Hexenschwarzkunst,
An die Nacht Walpurgis und die
Besenreitenden Schwadronen.
Aber dennoch steckt ein eigner
Zauber in dem jungen Mai.
Meine murben Knochen haben
Bei den Sturmen des Aprilis
Schwer das Zipperlein verspurt.
Jetzo ist’s wie weggeblasen,
Und ich fuhl’ so was von alter
Kraft noch, schier als war’ ich wieder
Ein bartloser, schmucker Fahnrich,
So wie damals, als im Feld von
Nordlingen und mit den blauen
Schwedenreitern mich herumhieb.
Glaub’ ‘s wird gut sein, wenn wir heute
Festtag machen, steht er gleich nicht
Im Kalender, rot geschrieben.
Auf und fort! Im Tannwald drauben
Will ich wurz’ge Mailuft atmen,
Und das junge Volk mag schauen,
Ob im See ein Fischzug Gluck bringt.
Heut erfreu’ ich mich der Kurzweil;
Anton, lab die Rosse satteln!”
Sprach’s und nach dem Wort geschah es.
In dem Hof, des Ritts gewartig,
Scharrten wiehernd bald die Rosse.
Freudig rusteten zum Auszug
Sich des Stadtleins junge Leute,
Fischfangkundig, von dem Rheine
Holten sie das grobe Netz her.
– Es entbot der treue Anton
Von des Freiherrn Freunden manchen,
Sagt’s auch druben an im Stifte
Der Abtissin und den Damen,
Und uneingeladen stellte
Sich noch manch ein weitrer Mann ein.
Als der Wirt vom guldnen Knopfe
Kund’ erhielt, sprach er zur Gattin:
Deiner Sorge anvertrau’ ich
Jetzt die Wirtschaft und den Hausstand,
Leg’ in deine Hand des Kellers
Und der Vorratkammer Schlussel,
Doch ich selber geh’ zum Fischfang.”
Sprach’s entschleichend, – niemals fehlt er,
Wenn’s zur Jagd ging und zum Fischen.
Kraftig auf dem falben Rappen
Sab der Freiherr, festgegossen
Wie ein ehern Reiterstandbild.
Ihm zur Seit’ auf weibem Zelter
Ritt die schone Margareta.
Zierlich schmiegte um den schlanken
Leib des Reitkleids Faltenwurf sich,
Zierlich von dem samtnen Hute
Wallt’ der blaue Schleier nieder.
Keck und sicher lenkte sie ihr
Roblein, dieses freut sich selber
Seiner leicht anmut’gen Burde.
Sorgsam folgt’ der treue Anton
Seiner Herrin, auch jung Werner
Trabte frohlich mit, doch ritt er
Nicht in Margaretas Nahe.
Weiter ruckwarts fuhr bedachtig
Der Frau Furstabtissin schwere
Uraltmodische Karosse;
Drin drei Damen aus dem Stifte,
Ebenfalls ehrwurd’gen Alters.
Sie geleitete jung Werner.
Biel verbindlich feine Worte
Sagte er den alten Fraulein,
Rib auch im Voruberreiten
Einen Blutenzweig vom Baum und
Reicht’ ihn artig in den Wagen,
So dab leise flusternd wohl die
Eine zu der andern sagte:
“Schad’, dab er kein Kavalier ist!”

Steil bergauf zog sich die Strabe,
Und des Tannwalds schattig Dunkel
Nahm den Zug jetzt auf, doch balde
Glanzte durch die schwarzen Stamme
Silbern hell die Flut des Bergsees;
Und schon schallt’ ein frohes Jauchzen
Aufwarts, denn auf naherm Fubsteig
War die junge Schar vom Stadtlein
Schon am Ufer angelangt.
Auf der Hohe, wo die Strabe
Sich nach andrer Richtung wandte,
Hielten Reiter dann und Wagen.
Pferde und Karosse blieben
In der Diener Obhut dort.
Rustig durch den Waldesabhang
Schritt der Freiherr in die Tiefe;
Rustig folgten ihm die Damen;
Von samtweichem Moose war der
Boden ringsum ubersponnen,
Und es war kein fahrlich Klettern.
Wo mit sonnig weitem Rucken
Nach dem See ein Hugel vorsprang,
Lagen Felsensitze, dorten
Lieb der alte Herr sich nieder,
Lieben nieder sich die Damen.* * *Gruner Bergsee, Tannendunkel,
Seid viel tausendmal gegrubet.
Ich auch, der in spaten Tagen
Dieses Lied sing’, freu’ mich eurer,
Und ihr habt mich oft erquicket,
Wenn entfliehend aus des Stadtleins
Kleinem Kram und kleinem Markte
Mich der Schritt zu euch hinaustrug.
Oftmals sab ich auf dem Steinblock,
Den der Tanne wilde Wurzel
Fest umklammert, zu den Fuben
Wogt der See in leiser Stromung;
Waldesschatten deckt die Ufer,
Doch inmitten tanzen flimmernd
Auf und ab die Sonnenstrahlen.
Heil’ge, grobe Stille ringsum,
Nur der Waldspecht pickte einsam
Hammernd an die Tannenrinden;
Durch das Moos und durre Blatter
Raschelte die grune Eidechs,
Und sie hob das kluge Äuglein
Fragend nach dem fremden Traumer.
Ja, ich hab’ auch dort getraumet.
Oft noch, wenn die Nacht herabstieg,
Sab ich dort, es zog ein Rauschen
Durch den Schilf, die Wasserlilien
Hort’ ich leis zusammenflustern,
Und es tauchten aus dem Grund die
Seejungfrau’n, das blasse schone
Antlitz glanzt’ im Mondenschein.
Herzerschutternd, sinnverwirrend
Schwebte auf der Flut ihr Reigen,
Und sie winkten mir heruber;
Doch der Tannbaum hielt und warnt’ mich:
Festgeblieben auf dem Erdreich!
Hast im Wasser nichts zu suchen!”

Gruner Bergsee, Tannendunkel,
Schier wehmutig denk’ ich eurer.
Bin seitdem, ein flucht’ger Wandrer,
Über manchen Berg gestiegen
Und durch manches Land marschiert,
Sah des Meeres endlos Fluten,
Horte die Sirenen singen,
Doch noch oft durch die Erinn’rung
Zieht ein Rauschen, wie vom Bergsee,
Wie von Tannenwipfeln, wie von
Heimat – Liebe – Jugendtraum.* * *Jetzo war ein lautes Treiben,
Rennen, Rufen, Lachen, Scherzen
Unten an dem Seegestad’.
Wie ein Feldherr stand der schlaue
Fischfangkund’ge Wirt zum Knopfe
In der Schar der jungen Manner.
Und nach rechts und links erteilt’ er
Seine Weisung, dab gedeihlich
Sie den Fischfang nun begannen.
Hinter Felsen lag ein Kahn im
Schilfe, zugedeckt mit Reisig
Und mit Ketten angeschlossen,
Dab ihn nicht ein unberufner
Wilddieb los’ und mitternachtig
Fischend drauf den See befahre.
Den nun zogen sie herfur aus
Sicherem Versteck zum Ufer,
Trugen drein das schwere Netz dann.
Maschenreich und gut gestrickt von
Rauhem Garn war’s – Bleigewichte
Hingen mannigfach dazwischen.
Pruften drauf den Kahn, ob nirgends
Leck er sein mog: der erfand sich
Etwas morsch zwar, doch seetuchtig.
Ihn bestieg nun mit funf andern
Wohlgemut der biedre Knopfwirt,
Gab das eine End’ des groben
Netzes denen an dem Ufer,
Dab sie’s fest und sorgsam hielten,
Und sie stieben nun vom Land ab,
Kraftig rudernd, weit im Halbkreis
Senkten sie das Netz zum Grund.
Fuhren langsam dann zurucke,
Nach sich schleppend stets des Netzes
Schwere Masse, dab ohn’ Ausweg
Sich die Fische drein verfingen;
Sprangen ans Gestade dann und
Zogen zu sich her die Garne,
Bis sie denen an dem Ufer
Nahe waren, dann mit starkem
Ruck an beiden Enden hoben
Das Genetz sie aus den Fluten,
Reicher Beute schon gewartig.
Aber in sich selbst verwickelt
Hob sich’s langsam, hob sich und war
Leer, – ein ungeschickter Rud’rer
Hatt’ am Sinken es verhindert,
Lachend war der Seebewohner
Diesmal der Gefahr entronnen.
Scharfen Blickes spurt der Knopfwirt
Rings in allen Maschen, – ringsum
Troff ihm Wasser nur entgegen,
Doch kein Fischlein wollt’ sich zeigen;
Nur ein namhaft alter Stiefel
Und ‘ne plattgedruckte Krote.
Diese sah mit sonderbaren
Augen auf den sonnbeglanzten
Tannenwald und auf die Menschen.
Und sie dacht’: Es ist doch wahrhaft
Unbegreiflich, wie bei solcher
Sonn’ und unter solchem Himmel
Man des Lebens sich erfreu’n mag.
‘s scheint, dab die hier oben keine
Ahnung haben von dem Sumpf und
Seiner Pracht; o sab ich wieder
Im elementaren Grundschlamm!

Die am Ufer hoben nun ein
Unausloschliches Gelachter
Ob des ersten Fischzugs Segen.
Doch im Zorn entbrannt’ der Knopfwirt,
In das Lachen tont’ sein Scheltwort:
“Dumme Jungen – Pfuscher – Strohkopf’!”
Und mit grimmem Fubtritt schleudert’
Er die Beute fort, es flog der
Stiefel und die Krot’ eintrachtig
Nach der Flut, der sie entstiegen.
Hellaufplatschernd klang ihr Fall dort.

Nun zum andernmal versuchten
Die Getauschten ihren Glucksstern,
Losten die verschlung’nen Maschen,
Warfen dann das Netz vorsichtig
In den Grund und hoben’s sorgsam.
Manchen kraft’gen Ruck und Armdruck
Braucht’ es jetzo, es zu heben.
Helles Hurra! und Halloruf
Grubte den gelung’nen Fischzug.
Von dem Hugel stieg der Freiherr
Zu den Fischern, und neugierig
Wollten’s auch die Damen schauen.
Über Fels und Strauchwerk suchten
Einen Pfad sie nach dem Ufer.
Margareta auch, trotz ihres
Langen Reitkleids, stieg hernieder.
Sie ersah jung Werner; zagend
Wagt’ er’s, ihr den Arm zu bieten,
Und beklemmt schier ward’s zu Sinn ihm.
So mocht’ einst Sir Walter Raleigh’s
Herze klopfen, wie als Teppich
Er der koniglichen Herrin
Seinen Mantel legt zu Fuben.
Freundlich dankend aber stutzte
Margareta auf jung Werners
Arm sich; draub im grunen Walde
Schwindet manch unnutz Bedenken,
Was den Zeremonienmeistern
Anderwarts viel Sorg’ verursacht,
Und der Pfad war wirklich schwierig,
Und kein andrer Arm war nah.

An dem See erschauten heiter
Sie des Fischzugs Beute, zappelnd
Schlupften in des Netzes Maschen
Die Gefang’nen, mancher suchte
Schnalzend sich daraus zu losen,
Doch er fiel in Sand des Ufers,
Und vergeblich war die Flucht ihm.
Die sich in dem Grund einst bitter
Habten, lagen itzt von gleicher
Haft umfangen beieinand:
Glatte, schlangengleiche Aale,
Wohlgenahrt’ breitnas’ge Karpfen
Und der Seekorsar, der schmale
Hecht mit den gefrab’gen Zahnen.
Wie im Krieg unschuldig manch ein
Bauerlein wird totgeschossen,
Traf des Fischzugs bos Verhangnis
Hier manch andern See-Kumpan:
Junge Barben, plumpe Grundeln,
Dunne grundsatzlose Weibfisch’;
Und schwerfallig kroch der braune
Seekrebs durch das Fischgewimmel,
Brummte traurig durch die Zahne:
“Mitgefangen, mitgehangen!”

Wohlzufrieden sprach der Freiherr:
“Nach der Arbeit ziemt Erholung.
Und mir scheint, die frische Beute
Wird am besten hier im frischen
Wald euch schmecken – labt uns hier ein
Landlich einfach Mahl bereiten.”
Sprach’s; sein Wort gefiel den andern,
Und der Wirt zum guld’nen Knopfe
Sandte zwei schnellfub’ge Bursche
Nach dem Stadtlein mit der Weisung:
“Bringt der grobten Pfannen zweie,
Bringt mir gelber Butter Vorrat,
Bringt mir Salz und Brot die Fulle
Und ‘nen Schlegel alten Weins,
Bringt Zitronen auch und Zucker,
Ahnung sagt mir: eh’ die Sonne
Sinkt, wird Maiwein hier getrunken.”
Sie enteilten, – bei den Felsen,
Wo vor Wind die Tanne schutzte,
Richteten den Herd die einen,
Schleppten durre Zweig’ und Reisig,
Moos und Ginster auch zusammen;
Andre rusteten die Fische
Zu dem Schmause, doch die Damen
Sammelten viel duft’ge Pflanzen:
Brachen Gundelreb’ und Erdbeer’,
Brachen den weibaufgebluhten
Maiweinwurzenden Waldmeister.
Dieser freute sich der zarten
Hande, die ihn brachen, sagte:
“Schon war’s, hier im dunkeln Tannwald
Zwischen Felsen still zu bluhen,
Aber schoner noch, im Mai zu
Sterben, mit dem letzten Hauche
Freudbedurft’gen Menschenkindern
Ihren Maiwein mild durchwurzend.
Andrer Tod ist nur Verwesung,
Doch Waldmeister stirbt so wie der
Morgentau im Blutenkelche,
Sub verduftend, sonder Klage.”
Aus dem Stadtlein kamen hurtig
Zu dem See zuruck die Boten,
Vorrat bringend, wie befohlen.
Und in kurzem prasselt’ lustig
Auf dem Felsenherd das Feuer;
In den Pfannen briet, was noch vor
Wenig Stunden froh im See schwamm.
Einen macht’gen Hecht, als erstes
Kunstprodukt der Waldeskuche,
Bracht’ der Knopfwirt nun den Damen,
Und ein feierliches Schweigen
Kundet’ ringsum bald, dab alles
Ernst der Fischvertilgung oblag.
Nur verwirrte Laute, wie von
Gratbenagen, Krebsscheerknicken,
Zogen durch des Waldes Stille.

Oben ward indes ein kostlich
Feiner Maiwein zubereitet.
In gewalt’ger Schussel hatt’ ihn
Margareta sachverstandig
Angesetzt, und lind und wurzig,
Wie der junge Maien selber,
War der Trank; sie schopft’ ihn freundlich
In die Glaser und kredenzt’ ihn.
Keiner ging leer aus, und lustig
Zechend sab die Schar beim Feuer.

Dort auch streckt der Stadtschulmeister
Sich im Gras. Der Schul’ entrinnend
War auch er zum See geschlichen,
Und er trug ein sub Geheimnis
In dem Herzen, denn er hatte
Muhsam heut ein Lied verfabt.
Maiwein, Maiwein, Zaubertranklein!
Plotzlich gluhten seine Wangen,
Und sein Auge flammte leuchtend.
Auf den Felsblock sprang er mutig
Und sprach: “Aufgepabt, ich sing’ eins.”
Lachend horten ihn die andern,
Und jung Werner trat herzu, er
Stimmte die Trompete leis und
Blies ein praludierend Stucklein.
Dann erhob der Mann am Felsblock
Seine Stimm’ und sang mit Andacht,
Ihn begleitete jung Werner
Hell und frohlich, ich der Chorus
Sang den Rundreim, – hell und frohlich
Klang im Tannenwald das
Mailied.”Es kommt ein wundersamer Knab’
Itzt durch die Welt gegangen,
Und wieder er geht, bergauf, bergab,
Hebt sich ein Glast und Prangen.
In frischem Grun steht Feld und Tal,
Die Voglein singen allzumal,
Ein Blutenschnee und Regen
Fallt nieder allerwegen.
Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei – und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es spriebt und bluht,
Als Grub dem jungen Maien.”

“Den Mai ergotzt Gebrumm und Summ,
Ist immer guter Laune,
Drum schwirren durch den Tann herum
Die Maienkafer braune.
Und aus dem Moos wachst schnell herfur
Der Fruhlingsblumen schonste Zier,
Die weiben Glocken lauten
Den Maien ein mit Freuden.
Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei – und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es spriebt und bluht,
Als Grub dem jungen Maien.”

“Jetzunder denkt, wer immer kann,
Auf Kurzweil, Scherz und Minne;
Manch einem grauen Biedermann
Wird’s wieder jung zu Sinne.
Er ruft hinuber ubern Rhein:
›Herzliebster Schatz, o lab mich ein!‹
Und huben tont’s und druben:
›Im Mai da ist gut lieben!‹

Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei – und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es spriebt und bluht,
Als Grub dem jungen Maien.”

Beifallruf und Handeklatschen
Schallt’ zum Schlusse, – auch den Damen
Schien’s nicht mibbehagt zu haben,
Und es war, als wenn im Rundreim
Zarte Frauenzimmerstimmen
Durch den Chor geklungen hatten.
Margareta flocht im Scherz aus
Haselzweigen, Stechpalmblattern,
Veilchen und Ranunkelbluten
Einen Straub, und schalkhaft sprach sie:
“Dem Verdienste diesen Kranz hier!
Zweifelnd doch, wem ich ihn reiche,
Steh’ ich: Dem, der uns das Lied sang,
Oder dem, der es trompetend
Fein akkompagnieret hat?”

Sprach der Freiherr: “Diesen Zweifel
Los’ ich mit gerechtem Schiedsspruch.
Stets gebuhrt der erste Preis dem
Dichter, doch was ist ein Kranzlein?
Was ist selbst die Lorbeerkrone?
Ich halt’s mit den alten Griechen,
Die dem Sanger einst das fett’ste
Stuck vom Opfertier, den Ziemer
Und den Bug, zum Lohn verehrten;
Und ich weib, des Herrn Schulmeisters
Kuch’ ist nicht so reich bestellet,
Dab er dem entgegen ware.
Drum vom Rest des heut’gen Fischfangs
Sei der grobte Hecht, der grobte
Karpfen ihm jetzt zugewiesen.
Doch mein junger Herr Trompeter
Ist ein Mann von minder prakt’scher
Denkart, – diesem konnt meinthalben
Ihr das Ehrenkranzlein spenden,
Denn er hat nicht schlecht geblasen.”

Schmunzelnd rieb des Mailieds Sanger
Sich die Hand’, er pries den Maien,
Und prophetisch hort’ er schon die
Fisch in seiner Pfanne prasseln.
Doch jung Werner naht’ dem Fraulein
Schuchtern sich, und schuchtern beugte
Er das Knie, nicht wagt’ er’s, in das
Blaue Aug’ hinaufzuschaun.
Margareta aber huldvoll
Setzt’ aufs blonde Haupt den Kranz ihm,
Und mit geisterhaftem Lichtglanz
Flammte auf die Gruppe jetzt ein
Greller Feuerschein hernieder.
Von des Herdes Gluten wollt’ die
Alte Tann’ in Brand geraten.
Leckend zungelten die Flammen
Durch die harzgetrankten Äste,
Und die Funken flogen knisternd
Wild empor zum Abendhimmel.

Margareta, Margareta?
War’s ein Feuerwerk das artig
Und galant der Wald abbrannte,
Oder war’s die Liebe, die mit
Heller Fackel durch den Wald schritt?
Doch der Brand war bald geloschet,
Und der Freiherr kommandierte
Jetzt den Ruckzug, frohlich zogen
Fischer, Reiter, Edeldamen
Heimwarts in der Abenddamm’rung.
Leis verglimmend flog der letzte
Funke aus den Tannenzweigen
Und versank im dunkeln Bergsee.

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Der Trompeter von Sakkingen 7. Stuck - JOSEPH VICTOR VON SCHEFFEL