Українська та зарубіжна поезія

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Die Spinnen und die Fliegen

Eine Fabel.

In einem Schlobchen, das verlassen
Und darum halb verfallen stand,
Herbergten in den oden Raumen
Viel Dutzend Spinnen an der Wand.

Gesundheithalber aber mochte
Der letzte der Insassen hier,
Zerbrochne Scheiben nicht vertragen,
Und flickte alle mit Papier.

Er schnitt dadurch den vielen Spinnen
Der Nahrung Zufuhr grundlich ab,
Von auben kam nicht eine Fliege,
Wie es bald innen keine gab.

Die netzewebende Gemeine
Die wubte nicht, wie ihr geschah,
Und war nach langem grimmen Fasten
Dem bittern Hungertode nah’.

Da ward fur den, der Kraft noch fuhlte,
Die Selbsterhaltung zum Gesetz,
Er lud beim Schwachern sich zu Gaste
Und frab ihn auf im eignen Netz.

Doch als zu hochst die Not gestiegen,
Da fugte sich, dab vor dem Schlob
Ein muntrer Knab’ vorbeigezogen,
Den Langeweile just verdrob.

Er raffte Kiesel auf vom Wege,
Und nahm die Fenster sich zum Ziel,
Nur wenig heile Scheiben blieben
Nach diesem ritterlichen Spiel.

Und durch die Lucken schwarmten Fliegen
In Hulle und in Fulle ein,
Die Spinnen sagten: “Gottes Gute
Regierte sichtbarlich den Stein!”

Sie falteten die Vorderbeine
Und dankten ihm, der alle nahrt,
Und haben dann mit frommen Sinnen
Die Fliegen reinlich aufgezehrt.

Doch meinte deren Schwarm hinwieder –
Der rings bestrickt vom Tod sich fand –
Die Scheiben habe ausgebrochen
Der Satan mit selbsteigner Hand.

Entging den grimmen Stricken eine,
Durch Gottes Huld hielt sie sich frei,
Und ward sie dennoch aufgefressen,
So meint sie, dab es Prufung sei.

Das gilt von Fliegen und von Spinnen,
Die an Vernunft nicht uberreich,
Doch sind wir klugen Menschen ihnen,
Gottlob, in keinem Punkte gleich.

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Die Spinnen und die Fliegen - LUDWIG ANZENGRUBER