Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Beguinage

I

Das hohe Tor scheint keine einzuhalten,
die Brucke geht gleich gerne hin und her,
und doch sind sicher alle in dem alten
offenen Ulmenhof und gehen nicht mehr
aus ihren Hausern, als auf jenem Streifen
zur Kirche hin, um besser zu begreifen
warum in ihnen soviel Liebe war.
Dort knien sie, verdeckt mit reinem Leinen,
sogleich, als ware nur das Bild der einen
tausendmal im Choral, der tief und klar
zu Spiegeln wird an den verteilten Pfeilern;
und ihre Stimmen gehen den immer steilern
Gesang hinan und werfen sich von dort,
wo es nicht weitergeht, vom letzten Wort,
den Engeln zu, die sie nicht wiedergeben.
Drum sind die unten, wenn sie sich erheben
und wenden, still. Drum reichen sie sich schweigend
mit einem Neigen, Zeigende zu zeigend
Empfangenden, geweihtes Wasser, das
die Stirnen kuhl macht und die Munde blab.
Und gehen dann, verhangen und verhalten,
auf jenem Streifen wieder uberquer –
die Jungen ruhig, ungewib die Alten
und eine Greisin, weilend, hinterher –
zu ihren Hausern, die sie schnell verschweigen
und die sich durch die Ulmen hin von Zeit
zu Zeit ein wenig reine Einsamkeit,
in einer kleinen Scheibe schimmernd, zeigen.

II

Was aber spiegelt mit den tausend Scheiben
das Kirchenfenster in den Hof hinein,
darin sich Schweigen, Schein und Widerschein
vermischen, trinken, truben, ubertreiben,
phantastisch alternd wie ein alter Wein.
Dort legt sich, keiner weib von welcher Seite,
auben auf Inneres und Ewigkeit
auf Immer-Hingehn, Weite uber Weite,
erblindend, finster, unbenutzt, verbleit.
Dort bleibt, unter dem schwankenden Dekor
des Sommertags, das Graue alter Winter:
als stunde regungslos ein sanftgewinnter
langmutig lange Wartender dahinter
und eine weinend Wartende davor.

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Beguinage - RAINER MARIA RILKE
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