Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Ich und die Rose warten

Vor mir
Auf der dunkelbraunen Tischdecke
Liegt eine grobe hellgelbe Rose.
Sie wartet mit mir
Auf die Liebste,
Der ich ins schwarze Haar
Sie flechten will.

Wir warten schon eine Stunde.
Die Haustur geht.
Sie kommt, sie kommt.
Doch herein tritt
Mein Freund, der Assessor;
Geschniegelt, gebugelt, wie stets.
Der Assessor, ein Streber,
Will Burgermeister werden.
Grablich sind seine Erzahlungen
Über Wahlen, Vereine, Gegenpartei.
Endlich bemerkt er die Blume,
Und seine gierigen,
Perlgrauglacebehandschuhten Hande
Greifen nach ihr:
“Äh, superb!
Mussen mir geben furs Knopfloch.”
Nein, ruf ich grob.
“Herr Jess’ noch mal,
Sind heut nicht in Laune,
Denn nicht.
Empfehl mich Ihnen.
Sie kommen doch morgen in die Versammlung?”

Die Haustur geht.
Sie kommt, sie kommt.
Doch herein tritt
Mein Freund, Herr von Schnelleben.
Unertraglich langweilig sind seine Erzahlungen
Über Balle und Diners.
Endlich bemerkt er die Blume.
Und seine bismarckbraunglacebehandschuhten Hande
Greifen nach ihr:
“Ah, das trifft sich,
Brauch ich nicht erst zu Bunger.
Hinein ins Knopfloch.
Du erlaubst doch?”
Nein, schrei ich wutend.
“Na, aber,
Warum denn so ausfallend,
Bist heut nicht in Laune.
Denn nicht.
Empfehl mich dir.”

Die Haustur geht.
Sie kommt, sie kommt.
Doch herein tritt
Mein Freund, der Dichter.
Der bemerkt sofort die hellgelbe.
Und er leiert ohn’ Umstande drauflos:
“Die Rose wallet am Busen des Madchens,
Wenn sie spat abends im Parke des Stadtchens
Gehet allein im mondlichen Schein…”
Halt ein, halt ein!
“Was ist dir denn, Mensch.
Aber du schenkst mir doch die Blume?
Ich will sie mir ins Knopfloch stecken.”
Und gierig greift er nach ihr.
Nein! brull ich wie rasend.
“Aber was ist denn?
Bist heute nicht in Laune.
Denn nicht.
Empfehl mich dir.”

Die Haustur geht.
Sie kommt, sie kommt.
Und – da ist sie.
Hast du mich aber lange lauern lassen.
“Ich konnte doch nicht eher…
Oh, die Rose, die Rose.”
Hut ab erst.
Stillgestanden!
Nicht gemuckst.
Kopf vorwarts beugt!
Und ich nestl’ ihr
Die gelbe Rose ins schwarze Haar.
Ein letzter Sonnenschein
Fallt ins Zimmer
Über ihr reizend Gesicht.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (2 votes, average: 5,00 out of 5)

Ich und die Rose warten - DETLEF VON LILIENCRON