Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Der Trompeter von Sakkingen 1. Stuck

Auf zum Schwarzwald schwingt mein Lied sich,
Auf zum Feldberg, wo das letzte
Hauflein seiner Berggetreuen
Trotzig fest nach Suden schauet
Und bewehrt im Tannenharnisch
Grenzwacht halt am jungen Rhein.

Sei gegrubt mir, Waldesfriede!
Seid gegrubt mir, alte Tannen,
Die ihr oft in euren Schatten
Mich, den Muden, aufgenommen.
Ratselhaft verschlungen senkt ihr
In der Erde Schob die Wurzeln,
Kraft aus jenen Tiefen schopfend,
Deren Zugang uns verschlossen.
Und ihr neidet nicht des flucht’gen
Menschenkindes fluchtig Treiben,
Lachelnd nur – zur Weihnachtszierde
Schenkt ihr ihm die jungen Sprossen.
Auch in euren Stammen lebt ein
Stolzes selbstbewubtes Leben,
Harzig Blut zieht durch die Adern,
Und es wogen die Gedanken
Schwer und langsam auf und nieder.
Oft sah ich die zahe, klare
Trane eurer Rind’ entquellen,
Wenn im Forst ein rauher Axthieb
Frevelnd die Genossin fallte!
Oft auch hort’ ich eurer Wipfel
Geisterhaft Zusammenflustern,
Und es zog mir durch die Seel’ ein
Sub geheimnisvolles Ahnen.
Zurnt drum nicht, wenn hell mein Sang jetzt
Einzieht in das Waldrevier. –

‘s war im Marz. Noch trieb der Winter
Mummenschanz; die Äste hingen
Mit phantast’schen Eiskristallen
Schwer geziert, zur Erde nieder.
Da und dort nur aus dem Grunde
Hob das junge Kopflein schuchtern
Anemon’ und Schlusselblume.
Wie der alte Patriarch einst
In der Sundflut Wassernoten
Ausgesandt die weibe Taube:
So von Winters Eis umlastet
Schickt die Erde ungeduldig
Fragend aus die ersten Blumen,
Fragend, ob nicht der Bedranger
In den letzten Zugen liege. –
Sausend von des Feldbergs Hohen
Kam der Meister Sturm gefahren,
Der erfreut’ sich, als zum dunkeln
Tannwald er sich niedersenkte;
Sprach: “Ich grub’ euch, feste Freunde,
Denn ihr wibt, warum ich komme. –
Glauben da die Menschenkinder,
Wenn ich einem just vom Haupte
Seinen alten Hut entfuhre,
Ich sei da, um sie zu schrecken.
Traun, das war’ ein sauber Handwerk,
Schornstein knicken, Fenster brechen,
Strohdach in die Lufte zetteln,
Altem Weib den Rock zerzausen,
Dab sie betend sich bekreuzet!
Doch ihr Tannen kennt mich besser,
Mich, des Fruhlings Strabenkehrer,
Der, was morsch, zusammenwettert,
Der, was faul, in Stucke schmettert,
Der sie Erde sauber feget,
Dab sein strahlender Gebieter
Wurdig seinen Einzug halte.
Und euch, stolzen Waldgenossen,
Die ihr mir mit ehr’ner Stirn oft
Tapfern Widerpart gehalten,
Deren Stammen ich so manches
Blaue Mal am Schadel danke,
Anvertrau’ ich mein Geheimnis:
Balde kommt er selbst, der Fruhling;
Und wenn dann der junge Sprob grunt,
Lerch’ und Amsel jubilieren
Und der Lenz mit warmer Sonn’ euch
Lustig auf die Haupter scheinet:
Dann gedenkt auch meiner, der ich
Als Kurier in seinem Dienste
Heut an euch vorbeigesaust.”

Sprach’s und schuttelte die Wipfel
Derb und kraftig, – Äste knarren –
Zweige fallen – und ein feiner
Nadelregen prasselt nieder.
Doch die Tannen nahmen seine
Huld’gung sehr ungnadig an,
Aus den Wipfeln tont die Antwort,
Ein Geschimpf schier war’s zu nennen:
“Unmanierlicher Geselle!
Wollen heut nichts von Euch wissen
Und bedauern, dab die feinsten
Herrn die grobsten Diener haben.
Packt Euch weiter in die Alpen,
Dort sucht Nusse Euch zu knacken,
Dort stehn kahle Felsenwande,
Unterhaltet Euch mit denen!”

Wahrend also Sturm und Tannen
Sonderbaren Zwiespruch hielten,
Tonet Hufschlag – muhsam suchet
Durch den schneeverdeckten Waldpfad
Sich ein Reitersmann den Ausweg.
Lustig flatterte im Winde
Ihm der lange graue Mantel,
Flatterten die blonden Locken,
Und vom aufgekrempten Hute
Nickte keck die Reiherfeder.
Um die Lippen zog der erste
Flaum des Barts sich, den die Damen
Schatzen, denn er gibt die Kunde,
Dab sein Trager zwar ein Mann, doch
Seine Kusse nicht verwunden.
Der jedoch schien zarte Mundlein
Noch nicht viel beruhrt zu haben,
Und als wie zum Spotte macht’ ihn
Schnee und Reif schier weib erglanzen.
Aus den blauen Augen flammte
Glut und Milde, sinn’ger Ernst ihm,
Und es brauchte nicht des langen
Korbbewehrten Rauferdegens,
Der vom schwarzen Wehrgehange
Schier hinab zum Boden streift’, um
Anzudeuten, dab die Faust ihn
Ritterlich zu fuhren wisse.
Um das zugeknopfte Reitwams
Schlang ein Band sich, dran hing glanzend
Die verguldete Trompete.
Vor Schneeflocken sie zu schutzen,
Schlug er oft um sie den Mantel;
Aber wenn der Wind sich drein fing,
Dab sie schrill anhub zu tonen,
Dann umspielte seinen Mund ein
Sonderbar wehmutig Lacheln. –

Schweigsam durch des Waldes Dickicht
Ritt er furbab, oftmals schweiften
Seine Blicke, so wie eines,
Der zum erstenmal, ein fremder
Wandersmann, den Weg erspahte.
Rauh der Pfad – das Roblein wollte
Oft im Schnee versinken oder
Im Geast der wildverschlungnen
Tannenwurzeln strauchelnd sturzen.
Und der Reiter dachte brummend:
“‘s ist mitunter doch langweilig,
Einsam durch die Welt zu ziehen:
Falle gibt’s und Tannenwalder,
Wo der Mensch sich sehnt zum Menschen.
Seit ich Abschied heut genommen
Von den Monchen zu St. Blasien,
Wurde leer und od die Strabe.
Da und dort noch ein versprengter
Landmann, der im Schneegestober
Kaum den Grub zu bieten wubte;
Dann noch ein paar schwarze Raben,
Die mit heiserem Gekrachze
Zankten um ‘nen toten Maulwurf;
Aber seit zwei Stunden hatt’ ich
Nicht die Ehre, nur ein einzig
Lebend Wesen anzuschaun.
Und in diesem Waldesbanne,
Wo die schneeverhullten Tannen
Wie in Leichentuchern dastehn,
Ritt es besser sich selbander.
Waren’s Schelmen und Zigeuner,
Waren’s selber jene beiden
Sehr verdachtigen Kumpane,
Die den alten Rittersmann einst
Durch die Waldesnacht begleitet
Und ihm bald als Tod und Teufel
Schnod ins Angesicht gegrinst:
Lieber wollt’ mit ihnen reiten
Oder raufen oder ihnen
Eins aufspielen, als alleine
Weiter durch die Tannen traben!”

Alles nimmt ein End’ hienieden,
Auch das Reiten durch die Walder.
Lichter wurd’ es um die Stamme,
Schneegewolk und Sturm verzog sich,
Und der blaue Himmel schaute
Freundlich in das Tannendunkel.
So dem Bergmann aufwarts fahrend,
Glanzt an Schachtes End’ ein fernes
Sternlein; – ‘s ist das Licht des Tages,
Und er grubt’s mit frohem Jauchzen,
Auch des Reitermannes Antlitz
Wurde hell und freundlicher,
Bald erreichet war der Waldrand,
Und der Blick, der in der Enge
Lang unheimlich war begangen,
Schweifte frohlich in die Weite.

Hei! wie schon lag Wald und Feld da,
Grune Wiese, – enges Talchen –
Strohdachhutten, nieder, moosig,
Und des Dorfs bescheiden Kirchlein.
Unten tief, wo dunkle Walder
Sich zur Ebne niederstrecken,
Wand, ein langer Silberstreifen,
Sich der Rhein gen Westen hin,
Weither von der Insel glanzen
Mauerzinnen, hohe Hauser
Und des Munsters Kirchturmpaar.
Aber jenseits, weit in grauer
Duft’ger Fern zum Himmel ragen
Schneebeglanzt die Bergesriesen
Des helvetischen Nachbarlands.
Und soweit des blassen Forschers
Wang’ sich rotet und das Aug’ flammt,
Wenn ein schopf’rischer Gedanke
Urgewaltig ihn durchzuckt hat:
Also gluhn im Abendgolde
Fern der Alpen eis’ge Haupter.
(Traumen sie vom Schmerz der alten
Mutter Erde in der Stunde,
Da sie ihrem Schob entstiegen?)

Ab vom Pferde stieg der Reiter,
Band’s an einen Tannenstumpf an,
Schaute lang die Pracht der Landschaft,
Sprach kein Wort, doch warf er grubend
Seinen Spitzhut in die Lufte
Und begann auf der Trompete
Ein vergnuglich Lied zu blasen.
Grubend klang es nach dem Rheine,
Grubend klang des nach den Alpen,
Heiter bald und bald beweglich,
Ernst als wie ein frommes Beten,
Bald auch wieder scherzend schalkhaft.
Und trari – trara – so hallte
Beifallspendend ihm das Echo
Aus dem Waldesgrund heruber.
Schon zwar war’s in Berg und Tale,
Aber schon auch, ihn zu schauen,
Wie er, an sein Rob gelehnet,
In dem Schnee anmutig dastand:
Da und dort ein Sonnenstrahl auf
Mann und auf Trompete blitzend –
Hinter ihm die finstern Tannen.
Druben in dem Wiesengrunde
Blieb der Klang nicht unvernommen!
Dort erging sich just der wurd’ge
Pfarrherr aus dem nahen Dorflein.
Prufend schaut er auf die Schneelast,
Die, schon schmelzend, mit dem Schwalle
Des Gewassers rings der Wiesen
Jungem Gras Verderben drohte.
Und er sann in hilfbereitem
Sinne auf zweckmab’ge Abwehr.
Um ihn sprang mit frohem Bellen
Zottig, weib, ein Rudenpaar.

Ihr dort, die im Dunst der Stadte
Mauern trennen und Gedanken
Von real einfachem Leben,
Zuckt die Achseln, denn mein Sang will
Freudig einen Kranz hier winden
Fur den Pfarrherrn auf dem Lande.
Schlicht sein Leben – wo des Dorfes
Feldmark aufhort, waren auch die
Grenzen seiner Wirksamkeit.
Draub im Dreibigjahr’gen Kriege
Schlugen sie zur Ehre Gottes
Sich die Schadel ein, ihm hatten
Langst die stillen Schwarzwaldtannen
Friede ins Gemut gerauscht.
Spinnweb lag auf seinen Buchern,
Und zu zweifeln steht, ob aus dem
Schwarm des theolog’schen Haders
Er nur eine Schrift gelesen.
Überhaupt war’s mit Dogmatik
Und des Wissens schwerem Rustzeug
Sparlich sehr bei ihm bestellt.
Aber wo’s in der Gemeiner
Einen Span galt auszugleichen,
Wo die Nachbarn hamisch stritten,
Wo der Damon boser Zwietracht
Ehe stort’ und Kindestreue,
Wo des Tages Not und Elend
Schwer den armen Mann bedruckte
Und die hilfbedurft’ge Seele
Sich nach Trost und Zuspruch sehnte,
Da, als Friedensbote, kam der
Alte Herr einhergeschritten,
Wubt’ fur jeden aus dem Schatze
Reichen Herzens Rat und Labsal.
Und wenn draub in ferner Hutte
Einer auf dem Sterbelager
Mit dem Tod den harten Kampf rang,
Da – um Mitternacht – zu jeder
Stund’, wo’s an die Pforte klopfte,
– Ob auch Sturm den Pfad verwehte –
Klomm er unverzagt zum Kranken,
Spendet ihm den letzten Segen.
Einsam stand er selbst im Leben,
Seine nachsten Freunde waren
Die zwei Hunde vom Sankt Bernhard
Und sein Lohn: oft nahte schuchtern
Ihm ein Kind, und ehrerbietig
Kubte es die greise Hand ihm;
Oft auch um ein totes Antlitz
Zuckte dankbar noch ein Lacheln,
Das dem alten Pfarrherrn galt.

Unbemerkt kam nun der Alte
Langs des Waldessaums geschritten
Zum Trompeter, dessen letzte
Klange in die Ferne hallten;
Klopft ihm freundlich auf die Schulter:
“Gott zum Grub, mein junger Herre,
Habt ein wacker Stuck geblasen!
Seit die kaiserlichen Reiter
Den Feldwebel hier begruben,
Den bei Rheinfeld eine schwed’sche
Feldschlang’ tief ins Herz gebissen,
Und dem toten Kameraden
Die Reveill’ zum Abschied bliesen:
Hort’ ich nimmer hier im Walde
– Und ‘s ist lang schon – solche Tone.
Nur die Orgel weib zu spielen
Kummerlich mein Organist:
Drum verwunder’ ich mich billig,
Solchen Orpheus hier zu treffen;
Wollt Ihr unserm Waldgetiere,
Dachs und Fuchs und Hirsch und Rehen,
Einen Ohrenschmaus bereiten?
Oder war’s ein Zeichen, wie das
Hifthorn des verirrten Jagers?
Ihr seid fremd, ich seh’s am Zuschnitt
Des Kolletts, am langen Degen;
Weit ist’s nach dem Stadtlein unten
Und der Weg kaum praktikabel.
Schaut, schon ziehn des Rheines Nebel
Sich herauf zu unsern Waldern,
Und es scheint mir sehr geraten,
Dab Ihr Obdach bei mir nehmet;
Dort im Tale steht mein Pfarrhaus,
Einfach ist’s – doch Rob und Reiter
Finden leidlich Unterkunft.”

Sprach der Reiter: “Fremd in fremdem
Lande steh’ ich und hab’ wirklich
Noch nicht naher reflektieret,
Wo ich heute Nachtruh halte.
Not’genfalls zwar schlaft ein freies
Herz auch gut im freien Walde,
Doch solch freundlich Anerbieten
Nehm’ ich dankbar an – ich folg’ Euch.”

Losband er das Rob vom Tannstumpf,
Fuhrt’ es sorgsam an dem Zugel,
Und es schritten Pfarr’ und Reiter
Nach dem Dorf wie alte Freunde
In des Abends Dammerung.

Dort am Pfarrhausfenster stand die
Schaffnerin und sah’s bedenklich;
Traurig hob sie ihre Hande,
Traurig nahm sie eine Prise:
“Heil’ge Agnes, heil’ge Agnes,
Steh mir bei in meinen Noten!
– Schleppt mein allzugutiger Herre
Mir schon wieder einen Gast her;
Wie wird der in Kuch’ und Keller
Greuliche Verwustung bringen!
Nun ade – ihr Bachforellen,
Die dem Herrn Dekan von Wehr ich
Fur den Sonntag aufgesparet,
Nun ade, du frischer Schinken!
Ja, mir ahnet, auch die alte
Gluckhenn’ mub ihr Leben lassen,
Und den schonen Sommerhafer
Fribt das schwarze fremde Roblein.”

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Der Trompeter von Sakkingen 1. Stuck - JOSEPH VICTOR VON SCHEFFEL