Bruder
Es lag schon lang ein Toter vor unserm Drahtverhau,
die Sonne auf ihn gluhte, ihn kuhlte Wind und Tau.
Ich sah ihm alle Tage in sein Gesicht hinein,
und immer fuhlt ich’s fester: “Es mub mein Bruder sein!”
Ich sah ihn alle Stunden, wie er so vor mir lag,
und horte seine Stimme aus frohem Friedenstag.
Oft in der Nacht ein Weinen, das aus dem Schlaf mich trieb:
“Mein Bruder, lieber Bruder, hast du mich nicht mehr lieb?”
Bis ich, trotz aller Kugeln, zur Nacht mich ihm genaht
und ihn geholt – begraben: – ein fremder Kamerad.
Es irrten meine Augen, – Mein Herz, du irrtest nicht:
Es hat ein jeder Toter des Bruders Angesicht.
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