Abschied
Du fullst mich an wie Blut die frische Wunde
und rinnst hernieder seine dunkle Spur,
du dehnst dich aus wie Nacht in jener Stunde,
da sich die Matte farbt zur Schattenflur,
du bluhst wie Rosen schwer in Garten allen,
du Einsamkeit aus Alter und Verlust,
du Überleben, wenn die Traume fallen,
zuviel gelitten und zuviel gewusst.
Entfremdet fruh dem Wahn der Wirklichkeiten,
versagend sich der schnell gegebenen Welt,
ermudet von dem Trug der Einzelheiten,
da keine sich dem tiefen Ich gesellt;
nun aus der Tiefe selbst, durch nichts ruhren,
und die kein Wort und Zeichen je verrat,
musst du dein Schweigen nehmen, Abwartsfuhren
zu Nacht und Trauer und den Rosen spat.
Manchmal noch denkst du dich -: die eigene Sage -:
das warst du doch -? ach, wie du dich vergasst!
war das dein Bild? war das nicht deine Frage,
dein Wort, dein Himmelslicht, das du besasst?
Mein Wort, mein Himmelslicht, dereinst besessen,
mein Wort, mein Himmelslicht, zerstort, vertan —
wem das geschah, der muss sich wohl vergessen
und ruhrt nicht mehr die alten Stunden an.
Ein letzter Tag –: spatgluhend, weite Raume,
ein Wasser fuhrt dich zu entrucktem Ziel,
ein hohes Licht umstromt die alten Baume
und schafft im Schatten sich ein Widerspiel,
von Fruchten nichts, aus Ähren keine Krone
und auch nach Ernten hat er nicht gefragt —
er spielt sein Spiel, und fuhlt sein Licht und ohne
Erinnern nieder – alles ist gesagt.