Українська та зарубіжна поезія

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Der Abschied

Wenn du entschlafend uber dir sehen wirst
Den stillen Eingang zu den Unsterblichen,
Und aufgethan die erdeferne
Pforte des Himmels, enthullt den Schauplaz

Der Ewigkeit! dann nahe dir horen wirst
Die Donnerrede deb, der Entscheidung dir
Kund thut; so feyrlich spricht die Gottheit,
Wenn sie das Urtheil der Tugend ausspricht;

Wenn du dann lachelnd naher dir horen wirst
Die Stimme Salems, welcher dein Engel war,
Und, mit des Seraphs sanftem Laute,
Deines entschlafenen Freundes Stimme:

Dann werd’ ich vor dir lange gestorben seyn.
Den letzten Abend sprach ich, und lehnte mich
An deines Bruders Brust, und weinend
Senkt’ ich die Hand ihm in seine Hand hin:

“Mein Schmidt, ich sterbe, sehe nun bald um mich
Die groben Seelen, Popen und Addison,
Den Sanger Adams neben Adam,
Neben ihm Eva mit Palmenkranzen,

Der Schlafe Miltons heilig; die himlische,
Die fromme Singer, bey ihr die Radikin,
Und, durch deb Tod mich Staunen traf, dab
Traurigkeit auch, und nicht Freud’ allein sey

Auf Erden! meinen Bruder, der bluhte, schnell
Abfiel! Bald tret’ ich in die Versamlungen,
Hin ins Geton, ins Halleluja,
In die Gesange der hohen Engel.

Heil mir! mein Herz gluht, feurig und ungestum
Bebt mir die Freude durch mein Gebein dahin!
Heil mir! die ewig junge Seele
Fliebet von Gottergedanken uber.

Schon halb gestorben, lebet von neuem mir
Der mude Leib auf; so werd’ ich auferstehn,
Der sube Schauer wird mich fassen,
Wenn ich mit dir von dem Tod’ erwache.

Wie mir es sanft schlagt! leg’ an mein Herz dich, Freund!
Ich lebt’, und dab ich lebte, bereu’ ich nicht,
Ich lebte dir, und unsern Freunden,
Aber auch ihm, der nun bald mich richtet!

Ich hor’, ich hore fern schon der Wage Klang,
Nah ihr der Gottheit Stimme, die Richterin;
O ware sie der bessern Thaten
Schale so schwer, dab sie uberwoge!

Ich sang den Menschen menschlich den Ewigen,
Den Mittler Gottes. Unten am Throne liegt
Mein grober Lohn mir, eine goldne,
Heilige Schale voll Christenthranen.

Ach, schone Stunden! traurige schone Zeit,
Mir immer heilig, die ich mit dir gelebt!
Die erste flob uns frey und lachelnd,
Jugendlich hin, doch die letzte weint’ ich!

Mehr, als mein Blick sagt, hat dich mein Herz geliebt,
Mehr, als es seufzet, hat dich mein Herz geliebt;
Lab ab vom Weinen; sonst vergeh’ ich:
Auf, sey ein Mann! geh’, und liebe Rothen!

Mein Leben sollte hier noch nicht himlisch seyn,
Drum liebte die mich, die ich so liebte, nicht.
Geh, Zeuge meines Trauerlebens,
Geh, wenn ich todt bin, zu deiner Schwester,

Erzahl, nicht jene mir unvergeblichen
Durchweinten Stunden, nicht, wie ein truber Tag,
Wie Wetter, die sich langsam fortziehn,
Mein nun vollendetes kurzes Leben;

Nicht jene Schwermuth, die ich an deiner Brust
Verstummend weinte; Heil dir, mein theurer Freund!
Weil du mit allen meinen Thranen
Mitleid gehabt, und mit mir geweint hast!

Vielleicht ein Madchen, welches auch edel ist,
Wird, meiner Lieder Horerin, um sich her
Die Edlen ihrer Zeit betrachten,
Und mit der Stimme der Wehmut sagen:

O lebte der noch, welchem so tief das Herz
Der Liebe Macht traf! Die wird dich segnen, Freund!
Weil du mit meinen vielen Thranen
Mitleid gehabt, und mit mir geweint hast!

Geh, wenn ich todt bin, lachelnd, so wie ich starb,
Zu deiner Schwester; schweige vom Traurenden;
Sag ihr, dab sterbend ich von ihr noch
Also gesprochen, mit heitrem Blicke;

Des Herzens Sprache, wenn sie mein todter Blick
Noch reden kann, ach sag’ ihr: Wie liebt’ ich dich!
Wie ist mein unbemerktes Leben,
Dir nur geheiligt, dahingegangen!

Des besten Bruders Schwester! Nim, Gottliche,
Den Abschiedssegen, welchen dein Freund dir giebt;
Gelebt hat keiner, der dich also
Segnete, keiner wird so dich segnen.

Womit der lohnet, welcher die Unschuld kennt,
Von aller hohen himlischen Seligkeit,
Von jener Ruh der frommen Tugend,
Fliebe dein gottliches Herz dir uber!

Du mussest weinen Thranen der Menschlichkeit,
Viel theure Thranen, wenn du die Dulder siehst,
Die vor dir leiden, durch dich musse
Deinen Gespielinnen sichtbar werden

Die heilge Tugend, Gottes erhabenste,
Hier nicht erkannte Schopfung, und selige,
Von ihrem Jubel volle Freuden
Mussen dein jugendlich Haupt umschweben,

Dir schon bereitet, da du aus Gottes Hand
Mit deinem Lacheln heiter gebildet kamst;
Schon da gab dir, den du nicht kanntest,
Heitere Freuden, mir aber Thranen!

O schone Seele, die ich mit diesem Ernst
So innig liebte! Aber in Thranen auch
Verehr’ ich ihn, das schonste Wesen,
Schoner als Engel ihn denken konnen.

Wenn hingeworfen vor den Unendlichen
Und tief anbetend ich an des Thrones Fub
Die Arme weit ausbreite, fur dich
Hier unempfundne Gebete stammle:

Dann muss’ ein Schauer von dem Unendlichen,
Ein sanftes Beben derer, die Gott nun sehn,
Ein suber Schauer jenes Lebens
Über dich kommen, und dir die Seele

Ganz uberstromen. Ober dich mussest du
Erstaunend stehn, und lachelnd gen Himmel schaun!
Ach, dann kom bald im weiben Kleide,
Wallend im lieblichen Strahl der Heitre!

Ich sprach’s; und sah noch einmal ihr Bildnib an,
Und starb. Er sah das Auge des Sterbenden,
Und klagt’ ihr nicht, weil er sie liebet,
Dab ihm zu fruh sein Geliebter hinstarb.

Wenn ich vor dir so werde gestorben seyn,
O meine Fanny, und du auch sterben willst;
Wie wirst du deines todten Freundes
Dich in der ernsteren Stund’ erinnern?

Wie wirst von ihm du denken, der edel war,
So ganz dich liebte? wie von den traurigen,
Trostlos durchweinten Mitternachten?
Von der Erschutterung seiner Seele?

Von jener Wehmuth, wenn nun der Jungling oft,
Dir kaum bemerket, zitternd dein Auge bat,
Und schweigend, nicht zu stolz, dir vorhielt,
Dab die Natur ihn fur dich geschaffen?

Ach dann! wie wirst du denken, wenn schnell dein Blick
Und ernst ins Leben hinter dem Rucken schaut?
Das schwor’ ich dir, dir ward ein grobes,
Gottliches Herz, und das mehr verlangte.

Stirb sanft! o, die ich mit unaussprechlicher
Empfindung liebte! Schlummr’ in die Ewigkeit
Mit Ruh hinuber, wie dich Gott schuf,
Als er dich machte voll schoner Unschuld.

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Der Abschied - FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK