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Bittgedicht an die Herzogin Luise Christine von Braunschweig

O grobe Herzogin!
Hull diese meine Bitte
die rein und billig ist in Deinen Vorspruch ein!
ich klagte nicht so sehr wenn ich nicht schmerzlich litte,
denn wenn ich klagen soll so mub es nothig seyn.
Gieb meinen Worten krafft, dab sie das Herze ruhren,
und dab die Konigin mich arme Magd erhort,
damit ich nicht mein Guth nur darum mub verliehren,
weil es der Muller hat von Ihr fur sich begehrt.
Du weist bey Hofe mub die Wahrheit offters leiden
dab sie verstecket wird, nimm Du Dich meiner an,
lab mich Dein Hohes Wort vor ihrem Thron begleiten,
ich will nur redlich seyn sonst hab ich nichts gethan.
ich habe Mullern nicht von seinem Brod verdrungen,
ich habe nichts gesucht was ihm kont schadlich seyn,
nun ist ihm durch Betrug einmahl ein Streich gelungen
so dringt er mit Gewalt in mein Vermogen ein;
Belugt den Landes Herrn, und braucht die Hochste Gnade
zu nichts als nur dem Troz damit genug zu thun,
dab er mich elend macht, und dab mein groster Schade
allein in seiner Macht und Willen soll beruhn.
Er bittet was das Land ganz in Verwundrung sezet,
denn so ists nicht erhort, dab man Contracte bricht,
Er macht die Sache klein dab man sie gar nichts schazet
und dab man sie wohl gar von Recht und gultig spricht.
Augustus weib es nicht, wer soll die Wahrheit sagen
sonst sprach er nicht mein Guth dem boben Muller zu,
unmoglich kont es seyn dab er mich lieb verjagen.
Sprich grobe Frau vor mich, wer kennt mich sonst als Du?
Du kennst dem Muller auch Du kennst auch meine Leute
Du hast so viele Jahr uns offters Gnad geschenkt
Verlab mich nicht iezund, erhore mich auch heute,
weil sich mein armes Herz so gar empfindlich kranckt
Sprich hab ich was gethan, ob alle meine Sachen
nicht wahr und redlich sind, ob Wercke Wort und that,
nicht unsre Spiele rein und sehens wurdig machen,
und ob man uber uns in was zu klagen hat!
Dein Herzog hat uns gar dis schwere Jahr erhalten
da mich, die Trauerzeit, mein Vaterland verlieb
und nach dem ersten Spruch von unsern lieben alten
mit schmerzlichen Verlust der Nahrung trauern hieb;
war dieses nicht geschehen, so war schon mehr verlohren,
wir alle waren schon in schlechtern Stand gesezt,
doch seine Gnade hat uns mehr darzu erkohren
dab unser Werck besteht und es so werth geschazt.
Gott danckt an meiner statt Euch mit dem reichsten Seegen
ich arme habe nichts davor genug zu thun,
kan Schmerz und Herzeleid Dein Hohes Herz bewegen,
Ach so erbarme Dich! sprich fur mich! Hilff mir nun!

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Bittgedicht an die Herzogin Luise Christine von Braunschweig - FRIEDERIKE CAROLINE NEUBER