Herrn Bibliothekar Adelb. v. Keller
Das Buch: Da bin ich endlich! – Blicke nicht so streng, o Herr!
Wie? oder ware was verlautet wirklich wahr,
Du warst uns ernstlich bose? Nun, so hore mich:
Zwar nahezu zwei Jahrchen blieb ich aus; jedoch
Nicht schmutziger, bei meiner Ehre, komm ich heim,
Als ich, dem Zeugnis aller Grazien gemab
(Die mir gleichwohl bei jeder Zeile lachelten),
Von jeher war. Auch hattest du mich eben nicht
So grob vonnoten, wenn ich’s redlich sagen darf,
Denn uber eine ganze Welt von Buchern ja
Bist du Gebieter, der mit jeglichem vertraut
In seiner eignen Sprache zu verkehren weib.
Dort in der Reihe steh ich dutzendfach bereit;
Bald nackt, bald mit preiswurdgen Kommentarien,
Worin sich meine Schlankheit wie im Reifrock blaht;
Nur bin ich nirgend wie mich einst die Muse schuf. –
Du warst die Zeit in meinem Vaterlande, heibt’s;
Hatt ich denn etwa mit gedurft? Ich zweifle fast.
Du hast, Beneidenswerter, kaum einmal an mich
Im schonen Rom und am Benacus-See gedacht,
Wo jedes Wellchen, blinkend in des Morgens Hauch,
Noch von den Scherzen meines Vaters frohlich lebt.
Darum vergib dem Manne, der so lang mich hielt,
Und, hoch dich achtend, ungern dich beleidigt weib.
Indem er herzlich danken mochte und der Schein
Des Undanks ihm das beste Wort verkummern will,
Hat er, o glaub’s, den Fehler schon genug gebubt.