Der Maler
Ein kluger Maler in Athen,
Der minder, weil man ihn bezahlte,
Als weil er Ehre suchte, malte,
Lieb einen Kenner einst den Mars im Bilde sehn
Und bat sich seine Meinung aus.
Der Kenner sagt’ ihm frei heraus,
Dab ihm das Bild nicht ganz gefallen wollte,
Und dab es, um recht schon zu sein,
Weit minder Kunst verraten sollte.
Der Maler wandte vieles ein;
Der Kenner stritt mit ihm aus Grunden
Und konnt’ ihn doch nicht uberwinden.
Gleich trat ein junger Geck herein
Und nahm das Bild in Augenschein.
Oh! rief er bei dem ersten Blicke,
Ihr Gotter! Welch ein Meisterstucke!
Ach, welcher Fub! O wie geschickt
Sind nicht die Nagel ausgedruckt!
Mars lebt durchaus in diesem Bilde.
Wie viele Kunst, wie viele Pracht
Ist in dem Helm und in dem Schilde
Und in der Rustung angebracht!
Der Maler ward beschamt geruhret
Und sah den Kenner klaglich an.
Nun, sprach er, bin ich uberfuhret,
Ihr habt mir nicht zuviel getan.
Der junge Geck war kaum hinaus,
So strich er seinen Kriegsgott aus.
Wenn deine Schrift dem Kenner nicht gefallt,
So ist es schon ein boses Zeichen;
Doch wenn sie gar des Narren Lob erhalt,
So ist es Zeit, sie auszustreichen.