In truber Zeit
Wenn du dich ins Aergste fandest
– Aergstes ist: geboren werden –
Find dich ruhig auch ins andre,
Minder Arge auf der Erden.
Sterben rechnet man als Schlimmstes,
Dem man nicht entrinnen kann;
Hochst vernunftig ist’s, du nimmst es,
Wie es tritt an dich heran.
Damit freilich hat das Leben
Und was drum und dran ein Ende,
Du jedoch sei still ergeben,
Wo’s dich trafe, wo’s dich fande;
Ob nach viel’, nach wenig’ Jahren,
Einmal droht das eisern’ Mub,
Ob und was du auch erfahren,
Kurz ist aller Weisheit Schlub:
Dab durch Wasserflut und Brande,
Alles Siechtums grause Plagen
Noch der Mensch zurecht sich fande,
Ohne um sein Los zu klagen.
Allen Jammer, der durchzittert
Bange Herzen ohne Ruh’,
Was die Welt vergallt, verbittert,
Fugt der Mensch dem Menschen zu!
Nicht die Bosheit ist’s, die niedre,
Die am Aergsten dich bedrucket,
Nein, die Dummheit ist’s, die biedre,
Die dir sacht das Herz zerstucket;
Stetig wirket sie gelassen
Und sie wirkt sich niemals aus,
Jagst du heut sie von den Gassen,
Dringt sie morgen dir ins Haus.
Hoffe: dab ‘s zum Bessern treibe!
Furchte: vielleicht wird’s auch schlimmer!
Aber, dab es besser bleibe,
Darauf hoffe nie und nimmer.
Lerne grollend dich bescheiden,
Dummheit ruht zu keiner Frist,
Kluge nutzen nur die Zeiten,
Wo sie etwas schlafrig ist.
Was ins Leben Edle riefen,
Kann sie dauernd nicht ertragen,
Wie die Brunnen aus den Tiefen
Einstens in der Sundflut Tagen
Plotzlich sich ergossen hatten
Aller Hohen, aller Ort,
Spult auch sie die reifen Saaten
Samt der Bodenkrume fort.