Blind und doch sehend
Die Sonne kront den goldnen Tag;
der Abend nennt die Sterne sein;
wo nur ein Aug sich offnen mag,
glanzt ihm ein Licht, ein Himmelsschein.
Doch all die Wonne, all die Pracht,
mein toter Blick erfabt sie nicht;
in meines Daseins dunkler Nacht
gibt’s keine Sonne, gibt’s kein Licht.
Mein Gott und Vater, nahmst du mir
der Erde schonstes, freistes Gut,
so ruf ich flehend auf zu dir
um deinen Schirm, um deine Hut.
Hor mein Gebet; vernimm den Schrei;
ich bin ein Kind; verstob mich nicht.
O halt mich fest, Herrgott, und sei
du meine Sonne, du mein Licht!
Wie wird mir doch? Es tagt und tagt
mir in des Herzens Nacht hinein,
und eine Stimme in mir sagt:
“Der Herr der Welt erbarmt sich dein!”
Es wird die Seele mir so weit;
nun bin ich still und zage nicht,
denn du, o Allbarmherzigkeit,
bist meine Sonne, bist mein Licht!
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