Waldeinsamkeit. VIII. Sonnenuntergang
Wolkenlos rein, klarduftig erglanzt
Der Abendhimmel, und weihevoll
In heiligem Schweigen scheidet der Tag
Und der Lichtquell des Tags,
Dem wir danken, was farbig und schon ist.
Sehkraftblendend, dem Auge zu scharf,
Verspruht in Mitten der Eichwaldlichtung
Des Weltenfeuers ausstromende Glut,
Schiebt Strahlenpfeile durch Dickicht und Hellung
Und Staubchen im Duft aus dem Innersten vor,
Saumt Stamme und Aestung mit streifendem Blitz
Und schimmert jenseit des Schattengruns
Der Laubmassen durch, dab die Riesen des Forsts
Vor der goldigen Luft
Wie Heilige dastehn, auf Goldgrund gemalt.
O Sonne, lichtspendende Himmelszier,
Kraft, Liebe und Leben! . . erwecke auch mir
Mit jedem Scheiden die sehnende Lust,
Dich wieder zu sehn, dein wurdig zu sein,
Ein Finsternibfeind, goldlauter und rein,
Dab am Ziel der Wandrung durchs Erdenrevier
Ich gruben dich darf wie der Romersoldat!
“Soli Invicto Comiti!”
Im Vorgrund halt weidend ein Rudel von Rehen,
Die standortwechselnd zur Ruhe ziehn.
Schau das vorderste Paar! . . nicht kummert sichs viel
Um des Himmels gluhgoldiges Farbenspiel;
Geblendet wendet es seitwarts den Blick
Und schaut verwundert im Abendschatten
Den langen Umrib der eignen Gestalt,
Wie die Sonne ihn wirft auf die grasigen Matten.
Und es kennet sich selbst
Und kauet sein Gras
Und denkt – Wer weib Was? . .