Українська та зарубіжна поезія

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Waldeinsamkeit. VI. Einsame Blumen

Nebel wallen, Wolken fliegen,
Der Fub spurt, dab er hoch verstiegen;
Ists eine Klamm, ists ein Gesause?
Schrill tonts wie Pfeifen der Murmelmause.
Baumlos aufgahnt eine enge Schlucht,
Durch die ein Wildwasser Durchpab sucht,
Das polternd und sturzend an senkrechter Wand
Ueber Trummer und Blocke thalab kommt gerannt.
Zu rauh fur der Tannen ernstfinsteren Schmuck
Starrts hier wie ein Platz fur Berggeisterspuk,
Hier haust wohl der Schrat in dem Berge.
Moos saumt den Kessel des Wildbachfalls
Und als sparlicher Rest des lebendigen Alls
Wiegt eine weltferne Bergblumenschar
Die schwankenden Stengel im Spruhschaum.
Vergnugt in sich selber, in Sommerfrischlust
Neigt ein Wildrosenstrauch seinen uppigen Blust
Hinab zum rauschenden Wasser.

Hier halt ich, ein hungrig durstiger Gast,
Bei einsamen Blumen einsame Rast!
. . Wo Felsenunwirthlichkeit Fasten aufzwingt,
Der Weise sich selber Bewirthung mitbringt
Und entnimmt des Bergsacks bergenden Falten,
Was als Imbib vom Mutterlein heut er erhalten,
Kaltstellend in den eisfrischen Quellen,
Was wohlthut den muntern Waidgesellen,
Der Mahlzeit Wurze, die Flasche mit Wein,
Tiroler Burgunder, den rothen Algunder. .

Mit dem ersten Trunk des gekalteten Purpurs
Sei weihend des wurdigen Freundes gedacht,
Mit dem, was als Zauber im Hochgebirg lacht,
An dieser Stelle zuerst ich empfand.
Ihn freute der Hammer als Mineralog,
Die Kugelbuchse, wenns galt dem Gejaid,
Und, wo er auf glucklichen Pirschgangen zog,
Erschien ihm die Muse im Jagdjuppenkleid.
“Uns ist Musik, so sang er, wenns saust,
Wenn das Gestein vom Absprung der Gemsen
Rollend die Graben hinunter braust. .
Uns ist das Echo knallender Buchsen
Mehr als Trompeten und Paukengeprang’
Unsere Juwelen glanzen im Thaue,
Unsere Feste im Felsengedrang.”
Heil dir, du Mann mit dem Herzen von Gold,
Mit dem silbernen Haar und den Sehnen von Stahl,
Wildangerfrohlicher Forscher!

Nun aber drei wilde Roslein gepfluckt
Und den Jagerhut und die Brust geschmuckt
Und wieder hinab zu den Waldern! . .
Es beflugle den Schritt mir der sinnige Spruch,
Den das Mutterlein roth strich im Lenaubuch:
“Weiter soll sich Lieb’ von Lieb’
In das Land nicht wagen,
Als man bluhend in der Hand
Kann die Rose tragen!

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Waldeinsamkeit. VI. Einsame Blumen - JOSEPH VICTOR VON SCHEFFEL