Українська та зарубіжна поезія

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Waldeinsamkeit. I. Ueber Haide und Moor

Im Zwielicht des Morgens entschreit ich dem Haus
Und ruck’ halbverschlafen als Freibeuter aus,
In hohen Gedanken und Stiefeln.
Wohl trag ich die Buchse, doch jag ich kein Wild,
Nur hier und dort eine Stimmung, ein Bild,
Wie Zufall der Wandrung es bietet.
Auf denn und vor!
Durch Schilf und durch Rohr
Zum Hochwald empor
Ueber Haide und Moor!
Breit dehnt sich die Flache in dammerndem Schein,
Und Nebel der Fruhe spielen herein
Aus dem Erlengebusch, das die Niederung saumt,
Wie Traume, die einer vor Hahnenschrei traumt.
Der Boden schwankt hohl unter tretendem Fub,
Schuhwerk will mit Wasser sich fullen,
Denn hohl ist alles, vertorft und verfilzt,
Und sumpfig vermoost, dab kein Baum mehr gedeiht,
Als melancholisch die Fohre des Moors,
Die mit schwankendem Stamm und zerzaustem Geast
Windschief aufsteigt aus dem Rohricht.
Da, dort erblinkt mit tragstehender Flut,
Von des Enzian Wurzel goldbraun gefarbt,
Buschfichtenumsaumt ein Getumpel,
Von seidenschwarz glanzendem Rohrkafervolk
Und Froschen besucht
Und in Wirrnib bedeckt
Von der schwimmenden Wassernub schwarzlicher Frucht.

Wohin bist du verdunstet, vorzeitliche See,
Die hier einst gewogt, und ihr, Riesengethier,
Das hier sich geast am Ufermorast?
Noch gibt uns Kunde tief unten im Tuff
Das Schaufelgeweih, das der Riesenhirsch einst
Und der Elch abwarf,
Und des Urstiers machtiges Stirnhorn.
Der See ward zu Schlamm und der Schlamm ward zu Torf,
Und der Torf uberdeckte das Pfahlbaudorf
Und das Riesengethier und den Jager mit ihm,
Der von ungefugem Bogen dereinst
Die Feuersteinpfeile entsandte.
Auch der Biber fehlt, der biedre Kumpan,
Der Holzarchitekt mit dem nagenden Zahn,
Ohne Nachwuchs verschwand das Eisen des Walds,
Die Eiche, verschwanden die Buchen mit ihr
Und alles hochstammige Laubholz.
Nun wuchert das Schilfrohr, nun filzt sich das Moos
Und die rasenbildende Binse;
Cypergraser mit flockigem Halm
Und Namen – wer hat die Botanik noch los? –
Sphagnum und Hypnum und Carex auch
Seh ich verkorpert hier wuchern.
Als Abart ferner Vergangenheit,
Da ihr Geschlecht noch ein grobes war
Und hohes Geschlecht,
Steht nieder geformt, verkummert und bleich,
Dem Sumpfe zunachst, mit Binsen gemischt,
Ein Rundkreis von Schachtelhalmen.
Die trugen dereinst in baumhoher Kraft
Den schlanken, kolbengezierten Schaft
Und spiegelten, Farren und Palmen gesellt,
Die erhabenen Haupter im Fruhlicht der Welt
In des Urmeers seichten Lagunen. .
Jetzt scheuert labspendend die Wirthin damit
Das Zinn am Deckel der Kruglein. . .

. . Genug der Gedanken! Ein schallender Ruf
Und ein Flugelrauschen verkundet von fern
Der Wildenten Strich ob den Wassern.
Keilformig gespitzt, einer Heerordnung gleich,
Den Fuhrer voran, bewegt sich ihr Zug,
Vorsichtig die Lufte durchspahend.
Nur zu, nur zu! fallet lustig ins Moor!
‘s ist Schonzeit im Mai, es geschieht euch kein Leid.
Im Winter, wenn alles weib liegt verschneit,
Sitz ich druben hinter dem Entenschirm,
Ein Schneemann selber, ein Hemd ob dem Rock,
Die Flinte unblank und sorglich verhullt,
Und rede mit euch dann ein Wortlein!

Schon sturzen sie ab und pfludern einher,
Punktlich wie die Uhr
Ein Viertelstundlein der Sonne voraus.
Kuhl weht die Fruhluft, sie kundet ihr Nahn
Mit leisen Schauern der Ehrfurcht an.
O du goldener Glutstreif im Osten dort,
Du Weltlicht, das in dem Thautropfen strahlt
Wie im Menschengemuth,
Sei gegrubt und fuhre mich glucklich!

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Waldeinsamkeit. I. Ueber Haide und Moor - JOSEPH VICTOR VON SCHEFFEL