Українська та зарубіжна поезія

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Waldeinsamkeit. Nachwort

Als so Meister Waldfreund den Heimsitz begrubt
Und des Mutterleins sorgliche Hand gekubt,
Gedacht’ er, streng einsam sich einzurichten
Und so lang zu zeichnen, sinniren und dichten,
Bis die Fulle von Stoff, die sein Gang ihm gespendet,
Zu stattlichem Album mit Text sei vollendet.
Schon sah er im Traum den saffiangrunen Band,
Darauf goldig geprebt “Wilhelmina” stand,
Und gab seinen Werbungs – und Zukunftsplan
Mit hoher Begeistrung dem Mutterlein an.

Doch das Mutterlein kubte die Stirn ihm und lachte
Und trippelte hin an den Spiegel und brachte
Einen grob mit dem Adler gesiegelten Brief,
Der, wahrend er fort, mit der Landpost einlief.
Aus hohem Landministerium
Entbot das Forstcollegium:
“Zum Forster des Bezirks ernannt
Hans Waldfreund, Forstamtspraktikant;
Mit Wunschen fur sein Wohlergehn
Gehaltserhohung vorgesehn.”

Und eh’ mit der Hand er zur Stirn fuhr empor,
Zog den zweiten Brief aus dem Busen sie vor
Und knixte, bevor er ihn nahm, mit dem Blatt.
Das war nicht in hochofficiellem Format,
War rosaroth und gesiegelt mit Grun,
Im Siegel sah man ein Roslein erbluhn,
Adresse von zierlicher Damenhand
Schier zitternd geschrieben, und drinnen stand:
“Bist Du mit mir, bin ich mit Dir,
Und wo Du weilst, da zieh’ ich hin,
Und wo Du forsterst, bin ich Dir
Getreulich Deine Forsterin!
Gezeichnet: Wilhelmine.”
Und wieder sprach zum Gluckwunschkub
Das Mutterlein: “O mein Fantasticus,
Was poetisch noch lang nicht Du fertig gemacht,
Hab prosaisch ich alles in Ordnung gebracht.
Du warst selig vertraumt und selig gestorben –
Ich hab frischweg statt Deiner geworben;
Ich wubt, es ist besser, ich spar Dir die Reise. .
Es reut sie schon lang ihre schnippische Weise!”

Weil also der Zwiespalt die Losung fand,
Kam das Schratimbergalbum nicht mehr zu Stand;
Es blieb bei den ersten Entwurfen nur
Und den geistreichen Studien nach der Natur.
Ein Mann, dem das Brautchen versohnt winkt zum Kub,
Sein Malen und Dichten sehr einschranken mub.
Drum folgt auch im Zwickbuch dem “stillen Heim”
Als Schlub nur der kurze, vielsagende Reim:
“Fahr wohl und kling aus, Waldeinsamkeit!
Ich freue fortan mich des Waldes selbzweit!”

Was Forstmeister Waldfreund einst glucklich skizzirt
Hat Julius Maøak nun schmuck komponirt
Und zu stimmungsvollem Cyclus geeint,
Der im Kunstverlag Peter Kasers erscheint.
Von Eduard Willmanns kunstfertiger Nadel
Stehts in Kupfer radirt und geazt sonder Tadel,
Und Victor von Scheffel hat frohlich zuletzt
Als Reimschmied Vorwort und Nachwort gesetzt.
Auch diese vier lassen sich gerne beschuldigen,
Dab der grunen Farbe von Herzen sie huldigen,
Und dab in knospender Lenzzeit der Wald
Ihr liebster irdischer Aufenthalt.
Gott geb ihnen all, nach der Muhsal der Zeit,
Die himmlische Kunstlergluckseligkeit! . .

Du, freundlicher Leser und Kunstverstandiger,
Erfuhle, wie wir, dab ein Hauch, ein lebendiger,
Von wurziger Waldluft das Werk unsrer Kunst
Durchweht, und betracht es mit Nachsicht und Gunst.
Es soll Dir des Urbilds Genub nicht beschranken,
Noch die eigenen Schritte vom Waldgang ablenken;
Doch wenn Du novemberlich heimwarts getrieben
Am Kamin Dich warmst im Kreis Deiner Lieben,
Wenns sturmt draub und wirbelt mit Schneeflockenwetter,
Dann entfalte behaglich den Cyclus der Blatter;
Laut schall von der Heimat waldeinsamer Pracht
Ihr Buchfinkenlied in die Winternacht!

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Waldeinsamkeit. Nachwort - JOSEPH VICTOR VON SCHEFFEL