Auf ein wohlgetroffenes Hochzeitfest in Stade
Der Sommer weicht, der Herbst fallt ein,
Die gelbe Ceres weicht Pomonen,
Selbst Bacchus kostet schon den Wein,
Und will den frischen Most nicht schonen,
Die Blatter werden welk und fahl,
Und fallen von den starren Zweigen;
Die sich zum Theil schon nackt und kahl
Auf den entlaubten Gipfeln zeigen.
Was lehrt euch dieb, verlobtes Paar!
Was gilts, ihr habt es wohl verstanden?
Rufft nicht das abgelebte Jahr:
Die Zeit zum Freyen sey vorhanden!
Die Sonne brennt nicht mehr so scharf,
Drum kommt des Menschen Leib zu Kraften,
Und wird geschickter, als er darf,
Zu Amors zartlichen Geschafften.
Zwar pflegt der Fruhling auch der Welt
Zum Lieben Trieb und Kraft zu geben;
Wenn Flora das beblumte Feld
Durch Zephyrs Athem labt beleben.
Es lacht manch buntes Tulpenbeet,
Ein Wald von silbernen Narcissen:
Wer da gepaart spazieren geht,
Bekommt ohnfehlbar Lust zum kussen.
Man leugnet solches freylich nicht;
Doch wie? wenn angenehme Wangen,
Im Herbste, durch ein starker Licht,
Als alle Fruhlingskinder, prangen?
Wo ist ein Herz so wild und hart,
Das hier nicht gleiche Regung fuhlte?
Als dort in Florens Gegenwart,
Wo Zephyr mit den Blumen spielte.
Man siehts an dir, o Brautigam!
Kann ich es schon entfernt nicht sehen:
Denn bin ich gleich der Lugen gram,
So glaub ich doch, es sey geschehen.
Dich ruhrt die Schonheit deiner Braut,
Ihr suber Scherz, ihr holdes Lachen,
Weit mehr, als alles, was man schaut,
Wenn Wild und Vogel Hochzeit machen.
Du liebest sie, und das mit Recht;
Sie ist es werth, und liebt dich wieder:
Die Blodigkeit ist schon geschwacht,
Sie schlagt nicht mehr die Augen nieder.
Sie reicht dir willig Mund und Hand,
Die Herbstluft kann sie gar nicht storen:
Und wurd es kalt: der Liebe Brand
Wird euch die Geister schon vermehren.
Wird Sturm und Regen, Reif und Schnee
Allmahlich Wald und Feld bestreiten;
So wird dir Amor Laub und Klee,
Ja Rosenblatter gnug bereiten.
Der Liebsten Arm und Brust und Schoob
Wird jenen Mangel leicht ersetzen:
Was achtest du des Winters grob,
Wenn dich die Liebe kann ergetzen?
Du wirst, mit doppelt grober Lust,
Das Pfeifen rauher Winde horen:
Doch wird es nie in deiner Brust
Die Funken zarter Liebe storen.
Sie fachen sich noch starker an,
Wenn Boreas und Eurus wuten;
Denn weder Frost noch Rohrreif kann
Der Fackeln Hymens Glut verhuten.
So liebe denn, verbundnes Zwey!
Der Himmel segne deine Flammen!
Denn deine Zartlichkeit und Treu
Kann auch kein Lastermaul verdammen.
Ja, liebe, dab von deinem Kub,
Von deinem keuschentbrannten Herzen;
Auch bald ein kleiner mub
In seiner Mutter Armen scherzen!
An die beruhmte Konigl. Hofmalerinn Frau A. M. Wernerinn in Dresden
Nach so viel trefflichen Geschenken,
Verwundre dich nur nicht, gepriesne Wernerinn,
Dab, ob ich gleich entfernet bin,
Doch Herz und Sinne sich noch eifrigst nach dir lenken.
Ich kann mir, auch hier an der Pleiben,
Dein witzerfullt und gutig Haus
Noch nicht aus den Gedanken reiben,
Und drucke meinen Dank durch diese Zeilen aus.
Du hast mich gar zu sehr verbunden;
Denn was bewog doch wohl die werthe Meisterhand,
Dab sie so viel auf mich verwandt?
Wie hab ich so viel Theil an deiner Huld gefunden?
Dein Pinsel soll nur Konigskronen,
Nur hohen Hauptern heilig seyn;
Nicht Schafern, die in Hutten wohnen:
Wie stimmt nun deine Kunst mit deiner Demuth ein?
Ich kann es wahrlich nicht ermessen:
Ich bin von dir beschamt, und steh in tiefster Schuld.
Doch habe nur mit mir Geduld:
Mein Herz soll nichts von dem, was du gethan, vergessen.
Ach! klangen meine Cyther Seyten
So lieblich, als dein Pinsel malt:
So wurde bis auf spate Zeiten
Mein Dank durch manches Lob von deiner Kunst bezahlt.
Vieleicht verstarken sich die Lieder,
Wenn ein so wurdig Lob den matten Kiel belebt;
Vielleicht, wenn dich mein Reim erhebt,
Schallt selbst der Helikon von meinen Tonen wieder.
Die Musen werdens leicht vergonnen,
Dab mich ein frischer Lorber kront,
Weil sie nichts schones fodern konnen,
Als dab ein Dichter sich an deinen Ruhm gewohnt.
Dein redlich Herz, dein frommes Wesen,
Ist so, wie deine Kunst, das ist ganz ungemein;
Von jedem Stucke ganz allein
Soll billig einst die Welt ganz eigne Lieder lesen.
Auch die, der ich ganz eigen lebe,
Vereinigt ihren Kiel mit mir:
Wenn ich dich nun nicht gnug erhebe,
So hoffe doch das Lob, das dir gebuhrt, von ihr.
Sie schreibet, wie dein Pinsel malet,
Ihr beyde ziert zugleich die grobe Weichselstadt;
Dein Danzig, das zwo Tochter hat,
Mit welchen es furwahr aus gutem Grunde pralet.
Wird sie nun durch der Musen Kunste
Dereinst der spaten Welt bekannt:
So hast du Theil an dem Gewinnste,
Denn so verewigt sie auch deine Meisterhand.