Als Ihre Hochfurstl. Durchl. die Herzoginn von Hollstein
Furstinn! deren Geist und Pracht
Auch Gottinnen schamroth macht;
Die du itzt die Schmerzensstunden
Deines Kindbetts uberwunden;
Furstinn! dich und deinen Sohn
Heute wurdig zu besingen,
Mubte mir der schonste Ton,
Nachst den Musen selbst, gelingen.
Gleichwohl wag ichs, da mirs gluckt,
Dab ich dich gesund erblickt,
Und was offentlich geschehen,
Mit Vergnugen angesehen;
Gleichwohl wag ichs, durch dieb Lied,
Dich und deinen Sohn zu ehren:
Wenn nur das, was andre zieht,
Mir nicht wird die Reime storen.
Deine Schonheit, dein Verstand
Sind der halben Welt bekannt,
Und dein mannlich muntres Wesen
Nennt der ganze Hof erlesen.
Deine reizende Gestalt,
Sammt der schlanken Glieder Lange,
Hemmen jede Zunge bald,
Wenn sie noch so fertig sange.
Zarter Prinz, wo bist denn du?
Deckt dich Gold und Sammet zu?
Nein, ich seh dich, statt der Wiegen,
In den schonsten Armen liegen.
Dieser Anblick stort mich auch:
Hier darf niemand Lieder bringen,
Dich, nach andrer Kinder Brauch,
Recht zur Unzeit einzusingen.
Schlafe nicht, und sieh sie an,
Die so zartlich kussen kann;
Wenn sie dich mit Mutterblicken
Weis an Mund und Brust zu drucken.
Sieh sie an, und lachle nur,
Wenn der Furst mit dir will scherzen;
Denn der Vaterliebe Spur
Regt sich schon in seinem Herzen.
Carl hat dir den tapfern Muth,
So, wie Hollsteins Heldenblut,
Das so rein in ihn geflossen,
In die Adern eingegossen.
Folge seinem Beyspiel nach,
Lerne bald den Degen fuhren;
Doch, nach manchem Ungemach,
Auch im Lieben triumphiren.
Schlinge dich um seinen Hals;
Lab die Mutter ebenfalls
Deiner kleinen Arme Spielen
Um die weiben Schultern fuhlen.
Furstinn! sieh, wie buhlt er schon!
Sollte dich ein Heyde kennen,
Wurd er dich und deinen Sohn
Venus und Cupido nennen.
Henkt ihm Amors Kocher um!
Ey! ich gebe was darum,
Wenn er so mit Pfeil und Bogen
Zur Redoute kommt gezogen.
Da wird dieb vermummte Kind
Tausend Herzen an sich ziehen,
Und was nicht der Sohn entzundt,
Doch der Mutter nicht entfliehen.
O wie wohl bist du vermahlt!
Dieses hat dir noch gefehlt.
Schonste Furstinn! dein Vergnugen
Ist bisher noch stets gestiegen:
Da du nun schon Mutter bist,
Mubt du, nebst dem muntern Knaben,
Der dem Vater ahnlich ist,
Etwas, das dir gleichet, haben.