Українська та зарубіжна поезія

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Vorstadtstraben

Mit solchen Straben bin ich gut bekannt.
Sie fangen an, als waren sie zu Ende.
Trinkt Magermilch! steht grob an einer Wand,
als ob sich das hier nicht von selbst verstande.

Es riecht nach Fisch, Kartoffeln und Benzin.
In diesen Straben durfte niemand wohnen.
Ein Fenster schielt durch schrage Jalousien.
Und welke Blumen bluhn auf den Balkonen.

Die Hauser bilden Tag und Nacht Spalier
und haben keine weitern Interessen.
Seit hundert Jahren warten sie nun hier.
Auf wen sie warten, haben sie vergessen.

Die Nacht fallt wie ein grobes altes Tuch,
von Licht durchlochert, auf die grauen Mauern.
Ein paar Laternen gehen zu Besuch,
und vor den Kellern sieht man Katzen kauern.

Die Hauser sind so traurig und so krank,
weil sie die Armut auf den Straben trafen.
Aus einem Hof dringt ganz von ferne Zank.
Dann decken sich die Fenster zu und schlafen.

So sieht die Welt in tausend Stadten aus!
Und keiner weib, wohin die Straben zielen.
An jeder zweiten Ecke steht ein Haus.
in dem sie Skat und Pianola spielen.

Ein Mann mit Sorgen geigt aus dritter Hand.
Ein Tisch fallt um. Die Wirtin holt den Besen.
Trinkt Magermilch! steht grob an einer Wand.
Doch in der Nacht kann das ja niemand lesen.

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Vorstadtstraben - ERICH KASTNER