Die Herbstfeier
Auf! im traubenschwersten Tale
Stellt ein Fest des Bacchus an!
Becher her und Opferschale!
Und des Gottes Bild voran!
Flote mit Gesang verkunde
Gleich des Tages letzten Rest,
Mit dem Abendstern entzunde
Sich auch unser Freudenfest!
Braune Manner, schone Frauen
Soll man hier versammelt sehn;
Greise auch, die ehrengrauen,
Durfen nicht von ferne stehn;
Knaben, so die Kruge fullen,
Und, dab er vollkommen sei,
Treten zogernd auch die stillen
Madchen unserm Kranze bei.
Noch ist vor der nahen Feier
Sub beklommen manche Brust,
Aber weiter bald und freier
Übergibt sie sich der Lust.
Taut euch nicht wie Fruhlingsregen
Lieblicher Gedankenschwarm?
Erdenleben, lab dich hegen,
Uns ist wohl in deinem Arm!
Wahrlich und schon mit Entzucken
Ist der Gott im vollen Lauf,
Schliebt vor den erwarmten Blicken
Seine goldnen Himmel auf.
Amor auch hat nichts dawider,
Wenn sich Wang an Wange neigt,
Und der Mund, im Takt der Lieder,
Sich dem Mund entgegenbeugt.
Madchen! schlingt die wildsten Tanze!
Reibt nur euren Kranz entzwei!
Ohne Furcht, denn solche Kranze
Flicht man immer wieder neu;
Doch den andern, den ich meine,
Nehmt, ihr Zartlichen, in acht!
Und zumal im Mondenscheine,
Und zumal in solcher Nacht.
Labt mir doch den Alten machen,
Der sich dort zum Korbe buckt
Und den Krug mit hellem Lachen
Kindisch an die Wange druckt!
Wie sein kleiner Sohn geschaftig
Sorge um den Zecher tragt
Und ihm mit der Fackel kraftig
Den gekrummten Rucken schlagt!
Aber schaut nach dem Gebusche,
Wo gedrungner Efeu webt,
Wie sich dort das traumerische
Marmorbild des Gottes hebt!
Lasset uns ihm naher treten,
Schliebt mit Fackeln einen Kreis!
Flehet zu ihm in Gebeten,
Doch geheimnisvoll und leis.
Wie er lachelnd abwarts blicket!
Er besinnet sich nur kaum.
Herrlicher! dein Auge nicket,
Doch dies alles ist kein Traum;
Luna sucht mit frommer Leuchte
Dich, o schoner Jungling, hier,
Schopfet zartlich ihre feuchte
Klarheit auf die Stirne dir.
Wie der Menschen, so der Gotter
Liebster Liebling heibest du:
Selber Zeus rief seinem Retter
Herzliches Willkommen zu;
Dumpf ist des Olympus Drohnen,
Aber wie melodisch Gold
Mub sein starres Erz ertonen,
Wenn dein Thyrsus auf ihm rollt.
Und eh Mars im Kriegerschwarme
Sich zur Ebne niederlabt,
Schliebet er in seine Arme
Dich, wie die Geliebte, fest,
Fuhlet nun an Gottermarke
Sich gedoppelt einen Gott,
Und es brullt der Himmlisch-Arge
Todeslust und Siegerspott.
Wie dir alle dienen mussen,
Schmiegt auch Eros’ hohe Macht
Leise tot sich dir zu Fuben,
Oder schauert auf und wacht.
Und Apollo mit der Leier
Rufet Welt und Sternenbahn
Gern aus dem verklarten Feuer
Deines holden Wahnes an.
Vater! soll, zur Wut erhoben,
Jetzo mit zerschlagner Brust
Die Manade um dich toben?
Fluchst du unsrer keuschen Lust?
Gib, o Furst, gib uns ein Zeichen,
Dab wir deine Kinder sei’n!
Wundertater ohnegleichen,
Lab ein Wunder uns erfreun!
Tritt in unsre bunte Mitte,
Oder winke mit der Hand,
Wandle drei gemebne Schritte
Langs der hohen Rebenwand!
– Ach, er labt sich nicht bewegen…
Aber, horcht, es bebt das Tal!
Ja, das ist von Donnerschlagen.
Horch, und schon zum drittenmal!
Selber Zeus hat nun geschworen,
Dab sein Sohn uns gunstig sei.
So ist kein Gebet verloren,
So ist der Olymp getreu.
– Doch nach solcher Gotterfulle
Ungestumem Überschwang
Werden alle Herzen stille,
Alle Gaste zauberbang.
Stimmet an die letzten Lieder!
Und so, Paar an Paar gereiht,
Steiget nun zum Flub hernieder,
Wo ein festlich Schiff bereit.
Auf dem vordern Rand erhebe
Sich der Gott und fuhr uns an,
Und der Kiel, mit Flustern, schwebe
Durch die mondbeglanzte Bahn!