Druckende Luft
Der Himmel dunkelte noch immer;
ich fuhlte tief bis in mein Zimmer
der fahlen Wolken vollen Schob.
Die Esche druben drehte schwer
die hohe Krone um sich her;
zwei Blatter trieben wirbelnd los.
Laut tickte durch die schwule Stube,
wie durch die stille Totengrube
der Holzwurm ticken mag, die Uhr.
Und durch die Ture hinter mir
klang dunn und schuchtern ein Klavier
uber den Flur.
Der Himmel lastete wie Schiefer;
ihr Spiel klang immer trauertiefer,
ich sah sie wohl.
Dumpf rang der Wind im Eschenlaub,
die Luft war grau von Glut und Staub
und seufzte hohl.
Und blasser tonten durch die Wande
die tastenden verweinten Hande,
sie sab und sang;
sang sich das Lied, in sich gebuckt,
mit dem sie mich als Braut entzuckt;
ich fuhlte, wie ihr Atem rang.
Die Wolken wurden immer dumpfer,
die wunden Tone immer stumpfer,
wie Messer stumpf, wie Messer spitz;
und aus dem alten Liebeslied
klagten zwei Kinderstimmen mit –
da fiel der erste Blitz.
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