Українська та зарубіжна поезія

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Die handeringende Mutter Gottes

Unbewolkter Sommerhimmel
Über einer deutschen Landschaft.
Auf dem Hugel steht das Kirchlein,
Überschattet von zwei Riesen,
Zwei sechshundertjahrigen Eichen.
Purpurrote Baldachine
Spannen sich wie Hangematten.
Zwischen beiden, windgeschaukelt,
Goldne Banner, blauberandert,
Mit dem Bild der heiligen Jungfrau,
Hangen schwer aus Laub und Zweigen.
Fern im violetten Dunste
Saugen meine Sehnsuchtsblicke
Das Geturm, Gezack der Berge.
Walder, Weiler, abgelegen,
Dab sie nicht den Frieden storen,
Der die einsame Kapelle
Schutzt vor wustem Weltgetriebe,
Dunkeln, hellen aus der Gegend;
Und auf eine Meile vor mir
Kreuzt den See der fallige Dampfer,
Ganz genau erkenn ich es.
Wie die Schlange, bunt geordnet,
Mit Gesangen, Hallelujahs,
Immer schwacher klingt das Singen,
Klingt das Summen der Gebete,
Zieht hinab die Prozession.

Auf des Hugels andrer Seite
Keucht herauf, mit Bier beladen,
Knarrend, fasservoll, ein Wagen.
Wie das Viergespann sich anstrengt!
Wie’s die Brust den Riemen bietet,
Wie die Mahnen, rotdurchflochten,
Wie das Messingzeug der Kumpten,
Wie die spanischen Fliegenschutzer,
Die der Gaule Ohren decken,
Wie der Knecht die Peitsche hochhebt,
Wie das alles blitzt und leuchtet,
Wie das alles blitzt und funkelt
Durch den Mittagssonnenschein.

Oben, um das alte Kirchlein,
Bluht im Umsehn jetzt ein Leben:
Wurfelbuden, Spundlochkeilklang,
Tisch und Banke, roh gezimmert,
Wachsen eilig aus der Erde.
In den Ästen sitzt der Spielmann,
Der zum Tanz die Fiedel peinigt.
Weg die Jacken in der Hitze,
Juchhei! all die frohen Menschen,
All die Madel, all die Knaben
Schlingen sich zum deutschen Reigen,
Und ich schleife tuchtig mit.
Eine fand ich, die gefiel mir,
War ein subes Schwabenmadle,
Mit den suddeutsch braunen Augen.
Und die beiden jungen Herzen,
Mein Herz, ihr Herz schlugen heftig,
Voller Lust in eins zusammen.
Abends fuhrte ich das Holdchen
Von dem Hugel durch die Walder,
Langsam in ihr Heimatdorf.

Eh’ doch wir den Weg vollendet,
Hatten wir ein Abenteuer:
Dichter Tann umschlug uns beide,
Die wir zogernd furder schritten,
Und so zogernd furder schritten,
Als, wenn unser Gang am Ziele,
Als ob uns ein Riegel trennen,
Uns fur ewig trennen wurde.
Ihre Rechte, meine Linke
Lagen friedlich ineinander,
Und ihr rechter Arm, mein linker
Waren um den Leib gefesselt.
So nach hinten bog das Haupt sie,
Dab ich ihre roten Lippen
Mit den meinen schlieben mub.

Da, auf einmal, an ein Bruckchen
Kommen wir; und letzter Abend,
Letzte heilige Abendhelle
Grubte durch die Nacht heruber.
Dumpf erklangen unsre Tritte
Auf den Bohlen, auf den Brettern.
Aber immer noch umschlungen,
Überschritten den Beschlag wir.
Da, schon war der Bach im Rucken,
Sahen wir am andern Ufer
Die Madonna, holzgeschnitzelt.
Die Madonna Dolorosa
Rang die Hande. Und ihr Auge
War gerichtet in die Wolken.
Ich nun mubte leise lacheln,
Dab so schwer die Unbefleckte
Über unsern Heimgang dachte.
Aber mein lieb gutes Madle,
Mit den suddeutsch braunen Augen,
Sah die schmerzensreiche Mutter,
Sah die schmerzgerungnen Hande,
Sah den Tann nicht und die Brucke
Vor der Kusse Seligkeit.

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Die handeringende Mutter Gottes - DETLEF VON LILIENCRON