Hab ich mich einmal
Hab ich mich einmal vergangen,
Mach ich es doch wieder gut,
Da mein stumm und still Verlangen
Deiner Schonheit Opfer tut,
Deiner Schonheit am Verstande,
Die sich auch durch Mienen zeigt,
Und die ungewohnten Bande
Machen, dab mein Herze schweigt.
Schweigen will ich mit dem Munde,
Da das Herz nicht reden darf;
Das Verhangnis dieser Stunde
Handelt etwas gar zu scharf;
Ich soll reimen und nicht wissen,
Was sich diesmal reimen soll.
Fulle nur mit deinen Kussen
Die gesuchte Strophe voll.
Kusse sind der Weg zum Lieben
Und der Geist der Poesie;
Blindlings wird man oft getrieben,
Dab uns eine Schonheit zieh.
Schonheit, Baume, Gras und Nelken,
Welche Lenz und Jugend zieht,
Mussen nach und nach verwelken,
Bis der Baum voll Mandeln bluht.
Bluhn schon einmal diese Fruchte,
Ach, so ist es wahrlich aus,
Und des Alters Schaugerichte
Sind ein erlner Blumenstraub,
Welcher Mund und Augen locket,
Aber, wenn er tragen soll,
So wie die Granaten stocket,
Die nur sind zum Ansehn voll.
Mag’s doch sein! Ich will verehren,
Was ich nicht genieben kann;
Willst du meine Lieder horen,
O so hor auch dieses an,
Dab der Strahl von deinem Glanze,
Welcher dich vor andern ziert,
Auch den Ruhm von meinem Kranze
Mit sich auf die Nachwelt fuhrt.