Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Seekrankheit

Die grauen Nachmittagswolken
Senken sich tiefer hinab auf das Meer,
Das ihnen dunkel entgegensteigt,
Und zwischendurch jagt das Schiff.
Seekrank sitz ich noch immer am Mastbaum,
Und mache Betrachtungen uber mich selber,
Uralte, aschgraue Betrachtungen,
Die schon der Vater Loth gemacht,
Als er des Guten zuviel genossen
Und sich nachher so ubel befand.
Mitunter denk ich auch alter Geschichtchen:
Wie kreuzbezeichnete Pilger der Vorzeit,
Auf sturmischer Meerfahrt, das trostreiche Bildnis
Der heiligen Jungfrau glaubig kubten;
Wie kranke Ritter, in solcher Seenot,
Den lieben Handschuh ihrer Dame
An die Lippen prebten, gleich getrostet –
Ich aber sitze und kaue verdrieblich
Einen alten Hering, den salzigen Troster
In Katzenjammer und Hundetrubsal!
Unterdessen kampft das Schiff
Mit der wilden, wogenden Flut;
Wie’n baumendes Schlachtrob, stellt es sich jetzt
Auf das Hinterteil, dab das Steuer kracht,
Jetzt sturzt es kopfuber wieder hinab
In den heulenden Wasserschlund,
Dann wieder, wie sorglos liebematt,
Denkt es sich hinzulegen
An den schwarzen Busen der Riesenwelle,
Die machtig heranbraust,
Und plotzlich, ein wuster Meerwasserfall,
In weibem Gekrausel zusammensturzt
Und mich selbst mit Schaum bedeckt.
Dieses Schwanken und Schweben und Schaukeln
Ist unertraglich!
Vergebens spaht mein Auge und sucht
Die deutsche Kuste. Doch ach! nur Wasser,
Und abermals Wasser, bewegtes Wasser!
Wie der Winterwandrer des Abends sich sehnt
Nach einer warmen, innigen Tasse Tee,
So sehnt sich jetzt mein Herz nach dir,
Mein deutsches Vaterland!
Mag immerhin dein suber Boden bedeckt sein
Mit Wahnsinn, Husaren, schlechten Versen
Und laulich dunnen Traktatchen;
Mogen immerhin deine Zebras
Mit Rosen sich masten statt Disteln;
Mogen immerhin deine noblen Affen
In mubigem Putz sich vornehm spreizen
Und sich besser dunken als all das andre
Banausisch dahinwandelnde Hornvieh;
Mag immerhin deine Schneckenversammlung
Sich fur unsterblich halten,
Weil sie so langsam dahinkriecht,
Und mag sie taglich Stimmen sammeln,
Ob den Maden des Kases der Kase gehort?
Und noch lange Zeit in Beratung ziehen,
Wie man die agyptischen Schafe veredle,
Damit ihre Wolle sich bebre
Und der Hirt sie scheren konne wie andre,
Ohn Unterschied –
Immerhin, mag Torheit und Unrecht
Dich ganz bedecken, o Deutschland!
Ich sehne mich dennoch nach dir:
Denn wenigstens bist du noch festes Land.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (2 votes, average: 3,50 out of 5)

Seekrankheit - HEINRICH HEINE