Bapst Sylvester der ander ergab sich dem teufel (Historia) Gedicht von Hans Sachs
Die chronica sagen furwar,
als man zelet neunhundert jar
und vier und neunzig on gefer,
da regieret bapst Sylvester,
der ander dises namens da.
der war burtig aus Gallia
und vormals Gilbertus genant,
kam in seiner jugent zuhant
in ein kloster, zu werden frum,
im aurelianischen bistum,
doch wider aus dem kloster sprung
und ergab sich noch also jung
dem teufel und auf schwarze kunst,
dardurch zu erlangen die gunst,
zu herschen das romisch bapsttum.
der teufel das mit im aufnum,
doch das er sein wer nach seim tot.
das verschrib er mit seim blut rot.
doch fraget in Gilbertus eben,
wie lang er wurt auf erden leben.
der teufel sprach: du stirbst nach dem,
wenn du berurst Jerusalem.
Gilbertus dacht in seim gemut;
vor Jerusalem ich mich hut,
das ich kom nimmermer dahin.
nach dem so zug Gilbertus hin
frolich in Hispanier lant,
in die stat, Hispalim genant,
und studiert auf der hohen schul.
da er besab der kunsten stul
fur all doctores kurzer zeit
und wurt berumet weit und breit,
das er den keiser Ottonem,
darzu auch Robertum nach dem,
welcher kunig wurt in Frankreich,
zu schulern het und auch dergleich
ander vil hoch berumte mender
allerlei nation und lender.
nach dem durch ergeiz er annum
das grob remensisch erzbistum
und auch darzu das ravenisch
aus teufelischer hulf ganz frisch.
da er ein zeitlang bischof was,
ganz begierig uber die mab,
das romisch bapsttum zu erwerben.
als nun bapst Johannes tet sterben,
der sibenzehent dises namen,
die cardinel zusamen kamen,
einen anderen bapst zu stellen,
und teten den Gilbertum welen,
aus eingab des satans anfengnus
und aus der gotlichen verhengnus,
tetens in fur ein bapst erkennen
und Sylvester den andern nennen.
als er nun sab in dem bapsttum,
hielt er sich andechtig und frum;
als er aber im funften jar
seines bapsttums auf eim altar
in der kirchen des heiling kreuz
mess hielt mit vil prenks und geleuz,
samt cardinelen und hofgsint,
das im alles zu altar dint,
als er gleich wolt sacrificieren
und das sacrament elevieren,
da fieng es an dunkel zu weren,
und vor der kirchen nach und feren
da flug es als vol schwarzer raben,
die zun kirchfenstern gstochen haben
mit einem ser groben geschrei,
und stachen lenger mer herbei,
sam woltens die fenster ausstoben.
darob het alles volk ein groben
schrecken und forcht ob disem wunder,
und Sylvester der bapst besunder
der fraget sein hofgsint zuhant,
wie diser altar wer genant.
da gaben sie zu antwort dem,
der altar hieb Jerusalem.
der bapst erschrak, gedacht wol, das
seins sterbens zeit vorhanden was,
fiel auf sein knie in reu und leid
und bekennet on underscheid
sein irrtum und sundiges leben,
und wie er sich auch het ergeben
dem teufl in seiner jugent zeit,
begert von got barmherzigkeit,
sein schwere sunt im zu vergeben,
und warnet alles volk darneben,
zu meiden die ergeizigkeit,
die wurzel aller grundbosheit;
warnet auch alles volk darbei
vor teufels gspenst und triegerei,
der durch sein tuck und hinderlist
allen christen aufsetzig ist.
nach dem bat er sie allesam,
das man nach dem tot seim leichnam
solt abschneiden all sein gelider,
auf ein wagen zsam legen nider
und vier ross darnach daran spannen,
die ungeleit in zugen dannen;
wo die stunden, solt man acht haben,
an der stat solt man in begraben.
nach dem und als der bapst verschiet,
auf gut hoffnung sein ent erliet,
darnach zerschnitten auf ein wagen
legtens sein leib nach seim ansagen.
da in die pfert gezogen haben
in sanct Johanns kirchen, begraben
wurt er; das war ein gutes zeichen,
das er gots gnad het tun erreichen
durch sein warhafte reu und bub.