Alphons der Weise
Am Tagus herrschte einst ein Furst, den Fama preist
Und noch auf diesen Tag Alphons den Weisen heibt;
Nicht weil er klug, o nein, weil er gelehrt gewesen.
Alphonsus konnte nicht nur lesen,
Er war auch Astronom. Weit besser als sein Land
War ihm das Firmament bekannt,
Und er vergab oft Staatsrat und Finanzen,
Wenn er auf seiner Warte stand.
Einst als er sich, umringt von seinen Schranzen,
Dahin begab, sprach er entzuckt im Gehen:
Ich hoffe heut durch meine neuen Tuben
Die Menschen in dem Mond zu sehen.
Ei was, erwiderten die schlauen Lotterbuben,
Dies ware zu gemein; ein bartiger Komet,
Den noch kein Auge sah, wird sich herunter neigen
Und ehrfurchtsvoll sich Ihro Majestat
Versuchtem Adlerblicke zeigen.
Indes man also schwatzte, trat
Ein Greis mit kahlem Haupt und blober Ferse
Dem Konig in den Weg und bat
Um ein Geschenk aus seiner Borse.
Allein Alphons ward seiner nicht gewahr;
Der Alte trabt ihm nach und halt den Hut ihm dar;
Doch der Monarch sprach ohne stillzustehen
Nur immerfort: Ich werde heut
Die Menschen in dem Monde sehen.
Nun fasset ihn der Greis bei seinem Purpurkleid
Und ruft mit hohem Ernst: Sie wohnen nicht dort oben,
Herr, deine Bruder, deren Not
Zu lindern Gott dich auf den Thron erhoben,
Hier sind sie, hier, und fordern Brot.