Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Wacht auf

Was drangt ihr Felsen in die Wolken ein,
Schon rast das Meer und ruttelt Stein von Stein.

Was prahlt ihr Walder stolz mit eurem Grun,
Schon seh’ im West den Wetterstrahl ich gluh’n.

Was ruft ihr Glocken friedlich zum Gebet,
Wenn schon die Erde hohl und donnernd geht.

Was jauchzt ihr Menschen wie am Feiertag,
Schon grinst der Tod euch lustern ins Gemach.

O konntet ihr mit meinen Augen sehn,
Wie brunstig wurdet ihr zum Himmel flehn.

Allweg kriecht Elend wie ein ekel Gift,
Und Niemand weib, wen’s heut zu Hause trifft.

Allweg hebt Streit sich ehern auf vom Rob,
Und klirrend fahrt ins Mark sein scharf Geschob.

Allweg weicht Einer scheu dem Andern aus,
Und schliebt, wie vor dem Todfeind, Hof und Haus.

O gab’ der Herr mir seines Sturmes Mund,
Dab ihr mich hortet all zur selben Stund.

Dab ihr mich hortet, Hutte wie Palast. –
Wacht auf, wacht auf aus eurer Liebe Rast.

Wacht auf vom feigen Pfuhl hochmuth’ger Lust,
Die Schlange Neid reibt von der warmen Brust.

Wacht auf vom blut’gen Rausch des Heldenthums,
Barmherzigkeit sei Mutter eures Ruhms.

Wacht auf, eh’ euch der Tag des Zorns ereilt,
Und Todesangst vereint, was heut sich theilt.

Seid langer nicht, ihr Frauen, matt und lau,
Euch schmuckt ja Milde, wie die Knospe Thau.

Ihr lieben Frauen habt des Herzens Acht,
Legt Gott zu Fuben die armsel’ge Pracht.

Fort schleudr’ ich alle Hoffnung, all’ Vertrau’n,
Wenn ihr nicht helft den neuen Tempel bau’n.

O gab’ der Herr mir seines Fruhlings Mund,
Von seiner Liebe bracht’ ich frohe Kund’.

Schaut einmal, einmal nur zu ihm empor,
Gleich bluht euch auf des ganzen Lenzes Flor.

Werft ab des Alltags Sinn, des Alltags Kleid,
Gleich rauscht hernieder ewige Feierzeit.

O werdet warm, facht wieder an die Gluth,
Die unter eurer Hoffart Asche ruht.

O fangt nur einmal wieder an den Lauf,
Gott fuhrt euch weiter, – auf, wacht auf, wacht auf. –

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Wacht auf - HEINRICH HART