Die Natur
Natur, mit deinen strahlenden Kolossen,
Die du die Ewigkeit zur Dauer nahmst:
Nur zur Vollendung bist du erst ersprossen,
Seit du im Menschen zum Bewubtsein kamst,
Im Menschen nur, des sturmende Gedanken
Der Freiheit wunderbarstes Gut geraubt,
Der auf den Trummern jetzt von Trug und Schranken,
Sein eigner Gott, an dich, an sich nur glaubt.
Wohl mag sein Auge keck den Himmel fragen,
Wenn Sonn an Sonne wirbelnd sich bewegt:
“Ihr andern Welten, habt ihr je getragen
Ein solches Kleinod, wie die Erde tragt?
Trugt Menschen ihr, die trotz der grausen Zweifel,
Die wild zersplittert ihre beste Kraft,
Doch stets zum Kampfe mit dem alten Teufel,
Dem Wahne, kuhn zusammen sich gerafft?
Und die gesiegt!” – Wohlan, Sieg und Triumphe
Labt schmettern eurer Krieger vollsten Chor!
Es trug der Mensch aus tausendjahr’gem Sumpfe
Die Freiheit jubelnd an das Licht empor.
Was fruhe Volker ahnend vorempfunden,
Er freut sich dessen in bacchant’scher Lust;
Er hat den grobten Riesen uberwunden,
Vertilgt den Zweifel seiner eignen Brust!
Der einst dem Feuer seine Kniee beugte,
Der Hekatomben opfernd niederschlug,
Der einen Gott auf Sinai erzeugte –
Triumph! – der hat jetzt an sich selbst genug!
Und wie der Kranich liebt die Wolkenbahnen,
Und wie der Lowe liebt der Wuste Spur:
So liebt der Mensch die Fluren seiner Ahnen
Und weilt entzuckt auf seiner Erde nur.
Ob Millionen wandeln auch im Dunkeln –
Das Jahr entrollt! – Es leuchtet sonder Wahl
Der Stern der neuen Zeit, hell wird er funkeln
Auch ihren Seelen mit gewalt’gem Strahl.
Die Priester dieser Tage fordern Knechte
Und Sklaven nicht – sie fordern laut und frei,
Dab jeder, treu dem angestammten Rechte,
Hinfort ein Mensch mit freien Menschen sei.