Українська та зарубіжна поезія

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Antritts-Rede

Der Schauplatz wird diesmal was spater aufgemacht,
Als sonst geschehen ist. Warum? Mit Vorbedacht.
Gnug, dab er offen steht. Wir danken Euch indessen,
Dab Ihr uns allerseits die Tage nicht vergessen,
Da er verschlossen war. Im Gluck Behutsamkeit;
Im Unfall rechter Muth und wahre Redlichkeit,
Ist schon genug fur mich. Gehorsam seyn und weichen,
Gehort der klugen Welt. Wie ein vernunftig schweigen
Mehr spricht und reden kann, als wenn ein Plaudrer schreyt,
So heilt den grossten Schmerz, Geduld, Vernunft und Zeit.
Das Glucksrad ist ein Ding von unsichtbarer Grosse
Dem einen hilft es fort, dem andern giebt es Stobe.
Und der sie unverdient zu einer Zeit erhalt
Bekommt zu andrer Zeit, das, was ihm wohlgefallt
Der Trost dient Spottern zwar zu einem frohen Lachen
Alleine die Natur der gut und bosen Sachen
Ist nur am Ende rein und deutlich anzusehn.

Viel ist bereits vorbey, und viel noch nicht geschehn.
Das, was verflossen ist, das sind ja nur Geschichte
Und was noch kommen soll, das leidet sein Gewichte.
Die Zeit, die Wahrheit macht die Sachen offenbahr,
Und das, was bose scheint, ist ofters gar nicht wahr.
Man mub das Bose nur zu seiner Bessrung brauchen
Da lieget der Gewinn im Herzen vor den Augen.
Und wenn die Ruthe sich vom streichen abgenutzt;
Hat sie ein frommes Kind vollkommen ausgeputzt
Und zur Vernunft gestarkt, ja redlich wohlgezogen
Deswegen bleibt man auch der Ruthe so gewogen.
Nicht, weil sie Ruthe ist, Nein! in der klugen Hand
Verehrt man ihre Kraft; da wird sie erst bekannt
Dab sie sich von sich selbst nicht von der Stelle ruhren
Und niemand treffen kann. Sie mub sich lassen fuhren
Und thut sich selbst mit Weh. Ist der Gebrauch vorbey
So wird sie selber durr und geht von selbst entzwey.
Der Nutzen ist gemacht: Sie aber wird vergessen.

Nun ist ein Umstand noch recht nothig zu ermessen.
Kommt, seht uns fleibig an; Ergotzt Euch unsre Pflicht:
Und macht sie Euch noch Ruhm; O! so vergebt uns nicht
Erfreut Euch uber mich. Mein Dank soll Euch zu Ehren
Sich an kein Ungemach und an kein Leiden kehren.
Mein erster Auftritt ist in meinem Trauerspiel
Vielleicht der letzte Schmerz. Jetzt aber brauch ich viel.
Der Schaden ist geschehn. Ihr konnt ihn leichter machen,
Wenn Ihr uns nicht verlasst. Und kriegt Ihr nichts zu lachen:
So wartet! Doch Ihr sucht nichts, als vernunftgen Scherz,
Wo er zu suchen ist, und ehrt ein redlich Herz.
Ihr kennet Kunst und Fleib. Was hab ich denn zu klagen?
Ich will an dessen statt Euch das zu Ehren sagen:
Dab nur ein Leipzig ist an Klugheit und Verstand.
Habt Dank! Ihr seyd der Welt, und ich bin Euch bekannt.

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Antritts-Rede - FRIEDERIKE CAROLINE NEUBER