Morgenlied im Garten
Ermuntre dich, mein Herze!
Die schreckenreiche Schwarze
Der kalten Schatten weicht.
Die Licht – und Lebensquelle
Macht alles wieder helle,
Die Sonne scheint, die Nacht verstreicht.
Es schmuckt der Berge Gipfel,
Es farbt der Baume Wipfel
Ihr guldner Rosenstrahl;
Das Wasser scheint ein Spiegel,
Es funkeln Feld und Hugel,
Es glanzt das frisch betaute Tal.
Durch Sterne dieser Erden,
Druch bunte Blumen werden
Mit doppelm Glanz bestrahlt
Der Garten Lustgefilde,
Worin sich als im Bilde
Ein neu verlornes Eden malt. –
Da ihr im Traum vertiefet
Unachtsam lagt und schliefet
Den wahren Toten gleich.
Ja da die dustern Schatten
Euch schon begraben hatten,
Wer sorgt und wachte da fur euch?
Herr, lab mich durch die Sinnen
Dein Loblied stets beginnen:
Gib, dab ich diesen Tag
Im Garten dir zur Ehre
Geruch, Geschmack, Gehore,
Gesicht und Hande brauchen mag.
Der Baume zarte Blute
Bewege mein Gemute,
Zu deinem Ruhm zu bluhn!
Lab mich, wenn auf den Zweigen
Sich sube Fruchte zeigen,
Auch Frucht zu bringen und bemuhn!