Wie ein Turteltaubelein
I
Die Psyche seufzt nach ihrem Jesu
wie ein einsames Turteltaublein
nach seinem Gemahl
1
Wie ein Turteltaubelein
In der Wusten seufzt und girrt,
Wann es sich befindt allein
Und von seinem Lieb verirrt,
Also achzet fur und fur,
Jesu, meine Seel nach dir.
2
Keine Stunde geht furbei,
Dab ich nicht gedenk an dich
Oder ja ganz innig schrei,
Jesu, Jesu, denk an mich!
Ach wie lange soll ich doch
Dieses Elend bauen noch!
3
Eine Seele, die dich liebt,
Will sonst nichts als deinen Kub,
Und drum bin ich so betrubt,
Dab ich den entbehren mub.
Ach, wie lange mub ich sein
Ein so armes Taubelein!
4
Meine Seel ist ja die Braut,
Die du dir hast selbst erkorn,
Die dein. Vater dir vertraut
Und dein Geist hat neugeborn.
Ach, wie mub sie so allein
Und ohn ihren Brautgam sein!
5
Ofte nennst du mich dein Kind,
Das dein Geist so zartlich liebt
Und sich gerne bei ihm findt,
Wanns aus Liebe wird betrubt.
Und ich mub doch jetzo sein
Ein verlassnes Waiselein.
6
O, erscheine doch, mein Licht,
Deinem armen Kauchelein,
Weil ihm nichts als du gebricht
In dem finstern Leibeshain.
Ach Herr, lab es doch geschehn,
Dab ich dich mag bei mir sehn!