Українська та зарубіжна поезія

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Psalm der Leidenschaft

Wie du mich lange, lange verlassen hattest,
Meiner Phantasie und meiner Kraft gewaltige Tochter,
Leidenschaft!
Die du von mir gewichen warest und von mir geflohen
In Dдmmertiefen und Nebelgrьnde

Die du mich hattest verdorren lassen und klдglich verkьmmern
Wiederum nun nach langem Entbehren
Feire ich in stьrmisch klopfender Brust
Deine dithyrambische Einkehr!

Leidenschaft! Voll bin ich deiner und deiner trunken
Alles Verstaubte tief, tief versunken
Alle Gewцhnlichkeit glitt dahin
Begeisterung! Ich schlьrfe dich liebeglьhend, Erlцserin!

Voll bin ich deiner! In starker Erregung
In glьher Bewegung
Ist all mein Sein!
Leidenschaft, ich bin dein!

Sie sie ist zu mir niedergestiegen
Und hat mich erwдhlt
Und eine Beute von sьЯen, kцstlichen Siegen
Hab’ ich ihr wieder und wieder erzдhlt,
Wie sie all mein Suchen und all mein Sinnen
Einzig begreift
Ob Tage, ob Wochen, ob Monde verrinnen

Meine Liebe bleibt und reift…
Leidenschaft! Du erfьllst mich so ganz!
Mit magischem Schein ьberstrцmt mich dein Glanz,
In deinen Wirbeln so ganz verloren

Ward ich wiedergeboren!
Wie so anders nun leuchtet mir Leben und Welt!
Wie so heimisch nun ward mir mein irdisch Gezelt!
Stunden oft rast’ ich und rege mich kaum…
Und mich erfьllt namenlos glьcklicher Traum

Alles gewдhrend, Leidenschaft, bist du genaht!
Siehe, ein Trunkener wandelt der Liebe rosentriefenden Sonnenpfad!
Die du mich lange, lange verlassen hattest, Leidenschaft
Neu haftet’s in mir von deinen Geschossen!

Neu dampft meiner Seele gebдrende Kraft
Ich habe genossen!
Und trunken ward ich von all dem heiЯen GenieЯen,
Rosen nur seh’ ich, nur Rosen sprieЯen

Je und je
Berauschende Dьfte wehen mir zu die Winde,
Und mir seligem Kinde
Schweigt das Weh…
Sturm nur erfьllt mich und kьhneres Wollen
Ob Tage, ob Wochen, ob Monde verrollen,
Was kьmmert’s mich!
LaЯ sie in blцdem Plunder verfliegen
Die du zu mir herniedergestiegen,
Leidenschaft! Liebe! ich halte dich!

Halte dich – ob auch nur eine Stunde
Deine Saat gedeiht!
Geheimnisvoll mit dir im Bunde
Ueberwind’ ich die zehrende Zeit..

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Psalm der Leidenschaft - HERMANN CONRADI