Capriccio
Entlaubte Parke liegen treu wie Doggen
Hinter den Herrenhausern, um zu wachen.
Schneesturme weiden, eine Herde Bachen.
Oft sind die Rehe auf dem jungen Roggen.
Und eine Wolke droht den Mond zu schanden.
Die Nacht hockt auf dem Park, der starker rauscht.
Zwei alte Tannen winken, aufgebauscht,
Geheimnisvoll mit den harzigen Handen.
Die Toten sitzen in den nassen Nischen.
Auf einem Kirchenschlussel blast der eine,
Und alle lauschen, uberkreuzte Beine,
Die Knochenhande eingeklemmt dazwischen.
Am groben, kalten Winterhimmel drohn
Vier Wolken, welche Pferdeschadeln gleichen.
Der Winde Brut pfeift in den hellen Eichen,
Daraus der gelbe Geier Mond geflohn.
Der Tod im Garten tritt jetzt aus dem Schatten
Der Tannen. Rasch. Das Schneelicht spritzt und glanzt.
Der Schrecken flattert breit um das Gespenst,
Das seinen Weg nimmt quer durch die Rabatten.
Zum Schlob. – Dort ruft man: “Prosit Neujahr! Prost!”
Zu zwolfen sind sie, der Apostel Schar,
Und mit Champagner taufen sie das Jahr,
Umstellt vom Sturm, der auf den Dachern tost.
Armleuchter Hacken. Dampf von heibem Punsch.
Der Hitze Salven krachen vom Kamin.
Geruch der Weiber – Trimethylamin,
Die Bauche schwitzen in der groben Brunst.
Jetzt stehn sie auf. Das Stuhlerucken schurrt.
Der Tod im Flur ist nicht gewohnt die Speisen.
Er hebt den Kopf gegen das kalte Eisen
Der Schlusseltulle, schnuppert gierig, knurrt.
Kommt jemand? Still. Er hupft unter die Treppe.
An einem Fraulein zerrt ein Kavalier.
Der Tod schleicht hinterher, ein fletschend Tier
Aus Mond; das tragt der Dame Schleppe.
Sie kommen an die Gruft-: “Hier sind wir sicher!”
– “Ich furchte mich, oh, sind die Baume grob!”
Der Tod schupst sie – kein Schrei, sie quieken blob –
Und lauft hinweg mit heftigem Gekicher. – –
Es dammert endlich. Mit Blutaugen stiert
Der Morgen hin. Im Saal zappelt ein Marchen.
Der Tod wuhlt in den fetten, welken Parchen,
Fribt sie wie Truffeln, die ein Schwein aufspurt.