Vom Abwesen seiner Liebsten
Werd’ ich die Zeit wohl sehn, dab doch der Tag anbreche,
Darinnen ich mein Lieb noch endlich schauen soll?
Ihr Stunden, laufft doch fort, flieg weg als Wasserbache;
Weil ihr so langsam seyd, so bin ich Traurens voll.
Auff, Morgenroth, auff, auff! spann’ an des Phebus Pferde
Und sprich, er solle fort, es sey schon ziemlich spat,
Dab er betrogen werd’, und nahe sich der Erde.
Ach Thetis, lab ihn gehn den langen Sommergrad!
Du, Monde, kanstu dich denn also wol verweilen?
Wie lange seet doch der Morpheus Schlaffkraut aub?
Sieh’, ob du nicht vermagst, die Sonne zu ereilen
Und einzukommen noch in ihr verguldtes Haub.
Ich mub noch manche Stund’ in Sorg’ unnd Kummer schweben,
Mub noch in Angst und Noth verbringen lange Zeit,
Eh’ als der Tag anbricht, darinnen mich mein Leben
Bescheine durch das Liecht der hohen Freundligkeit.
Ach warumb hab’ ich doch in mein Gemut’ empfangen
Ihr’ unerhorte Zier und Tugend gantz und gar?
Mein Hertze seufftzet stets und brennet mit Verlangen
Und macht mir einen Tag noch langer als ein Jahr.
Als mich das schnode Gluck’ aub ihrer Hand gerissen,
Hat es zugleiche mich gerissen auch von mir;
Ich mub mein Hertze nun mit Threnen stets begiessen,
Ich bin nicht bey mir selbst, wann ich nicht bin bey ihr.
Ach, solt’ ich sehen nur ihr gottliches Gesichte,
Wie selig weren mir Gedancken, Muth und Sinn!
Ein eintzig Augenblick von ihrem hellen Liechte,
Dab fast die Sternen trutzt, legt alles Trauren hin.
Ach, keme doch die Zeit der hochgewunschten Freuden,
Dab ich erblickte nur den wunderklaren Schein.
Wann aber ich von ihr mich werde mussen scheiden,
Da wunsch’ ich weiter dann im Leben nicht zu seyn.