Ein jeder, was ihm gefallet
1.
Wer will, kann ein gekrontes Buch
von schwarzen Krieges-Zeiten schreiben:
Ich will auff Venus Angesuch
ihr susses Liebes-handwerk treiben:
Ich brenne. Wer nicht brennen kann,
fang’ ein beruhmter Wesen an.
2.
Ich sehe vor mir Blut und Staub,
und tausent Mann gewaffnet liegen,
ich sehe, wie auff Sieg und Raub
so viel vergoldte Fahnen fliegen:
Doch brenn’ ich. Wer nicht brennen kann,
fang’ ein beruhmter Wesen an.
3.
Ich hore der Trommpeten Schall,
der Paukken Lerm, den klang der Waffen,
der schrekkenden Kartaunen knall,
der Buchsen und Musketen paffen
und brenne. Wer nicht brennen kann,
fang’ ein beruhmter Wesen an.
4.
Ich hatte die Gelegenheit
ein neues Ilium zumelden:
Es gibt mir Anlab mancher Streit
so vieler ritterlicher Helden:
Doch brenn’ ich. Wer nicht brennen kann,
fang’ ein beruhmter Wesen an.
5.
Ich spur auch hier Ulyssens Wizz,
mich reizen Hektors tapfre Tahten:
Was hilffts? mich labt die Liebes-hizz’
auff andre Kunste nicht gerahten.
Ich brenne. Wer nicht brennen kann,
fang’ ein beruhmter Wesen an.
6.
Was mein beflammtes Herze hegt,
zieht meinen Geist von seiner Erden:
hatt’ Amors Gluht mich nicht geregt,
wie wurd’ ich je beschrieen werden?
Nun brenn’ ich. Wer nicht brennen kann,
fang’ ein beruhmter Wesen an.
7.
Was mir die Venus predigt ein
samt ihrem lieblichem Empusen,
mag meines Nahmens Lorber sein:
Sonst brauch’ ich keiner andern Musen.
Ich brenne. Wer nicht brennen kann,
fang’ ein beruhmter Wesen an.
8.
Was frag’ ich nach der Alten Neid,
was nach dem stumpfen Tadler-besen!
Es ist genug, wenn nach der Zeit
mich liebe Jungfern werden lesen.
Ich brenne. Wer nicht brennen kann,
fang’ ein beruhmter Wesen an.
9.
Ich weib, wenn ich verweset bin,
wird mich das junge Volk betrauren,
und sagen: Ach, dab der ist hin,
den Venus ewig hiesse dauren!
Wer aber nimmer brennen kann,
wird keine Venus fangen an