Entwicklung
Kennst du den Stoff? Ich kenne ihn noch nicht;
ich hab noch kein Atom, kein Molekul gesehen.
Er liegt zwar vor mir, schwer genug und dicht,
doch sein Entstehn ist leider ohne mich geschehen.
Ich weib nur, dab er sich verandert, schwindet,
und frage fleibig mich: Wozu, wohin?
Und wenn dann meine Kraft die Antwort findet,
erfahr ich nur, dab ich ein Stoff auch bin.
Kennst du die Kraft? Ich kenne sie noch nicht;
ich hab von ihr bisher die Wirkung nur gesehen.
Zwar hor ich’s, dab sie Stahl und Felsen bricht,
doch ihr Entstehn ist leider ohne mich geschehen.
Ich weib nur, dab sie mir zuweilen schwindet
und frage forschend mich: Warum, wohin?
Und wenn sodann mein Geist die Antwort findet,
erfahr ich nichts, als dab auch Kraft ich bin.
Kennst du den Geist? Ich kenne ihn noch nicht,
ich hab nur Beweise, dab er wirkt, gesehen.
Zwar hor ich seine Stimme, wenn er spricht,
doch sein Entstehn ist leider ohne mich geschehen.
Ich weib nur, dab auch er dem Menschen schwindet,
und frage mich erstaunt: Weshalb, wohin?
Und wenn die Seele dann die Antwort findet,
erfahr ich nichts, als dab auch Geist ich bin.
Kennst du die Seele? Nein, du kennst sie nicht,
und auch mein Auge hat noch keine je gesehen.
Sie ist zwar meines Daseins Zuversicht,
doch ihr Entstehn ist leider ohne mich geschehen.
Ich weib nur, dab sie uns nie, niemals schwindet,
schwebt sie auch oft zu ihrem Ursprung hin,
und weil mein Glaube mich mit ihm verbindet,
weib ich von dort, dab ich auch Seele bin.