Dein Auge
Hute dein Auge; bewache es immer,
denn deine Seele, sie zeigt sich darin,
sei es in sanftem, erbarmendem Schimmer,
Sei es verdustert von grollendem Sinn.
Gutes und Boses bereiten die Hande;
segen und Fluch, sie entquellen dem Mund;
aber durch wundergeheime Verbande
tun sie vorher schon im Blicke sich kund.
Hute dein Auge; bewache es immer,
nicht wegen Anderen, sondern fur dich.
Tauscht dich sonst Alles, das Auge trugt nimmer,
denn auch nach innen entschleiert es sich.
Prufe dich fleibig, so wirst du entdecken,
dab jede Regung ins Aug sich verirrt,
um dort verrat’rische Lichter zu wecken,
ehe zum Worte, zum Werke sie wird.
Hute dein Auge; bewache es immer,
halte es stetig in sorgender Hut.
Fuhlst du im Blick einen gluhenden Flimmer,
warte und schweig, denn – – du bist jetzt nicht gut.
Warte und schweig, bis ein besseres Regen,
welches die sundige Wallung vertrieb,
zeit gewann, sich in dein Auge zu legen;
dann rede frei, denn – – du bist wieder lieb.