Waldeinsamkeit. XII. Stilles Heim
Hell blinkt die Zinnengiebelwand,
Bestreift von den Hecken der Eiben,
Und die Dreizahl der Erker schimmert ins Land
Mit den runden Bleiglasscheiben.
Hell blinkt Thorgitter und Pfeilerportal,
Drei Stufen fuhren herunter
Zum Hoflein, und am verschilften Kanal
Nahrt sich der Entenschwarm munter.
Epheu und wilde Rebe schwankt
Ob der Hofmauer rinnenden Bronnen,
Halt Hag und Laubgang kraus umrankt
Und die Erker mit Dickicht umsponnen.
Gott grub dich, Schloblein, Waldidyll,
Das stets nach Nothen und Fehden
Rast bietet friedsam, flott und still,
Ein buschverborgen Eden.
Dem Rauchwolklein ob dem Kamin
Sei frohlich zugejodelt,
Es kundet: in der Kuche drin
Die Mittagsuppe brodelt.
Die Suppe kocht lieb Mutterlein;
Schau, schau, schon naht sie in Eile,
Mit der ich mutterseelenallein
Die stille Heimat theile.
Schon perlt im Krug ihr Willkommgrub,
Drum soll mein Lied hier enden. .
Ruh’ aus, mud Herz! Mein Schicksal mub
Zu Schick und Gluck sich wenden.
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