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Das Lob Germaniens

Germanien, Du Konigin der Welt,
Vor deren Thron sich hundert Volcker schmiegen,
Auf deren Winck sich tausend Fursten biegen,
Der Ost und West gebuckt zu Fusse fallt;
Verschmahe nicht die Lob-Schrifft Deiner Thaten:
Indem Dein Ruhm noch taglich hoher steigt,
Und allen Neid erboster Nachbarn beugt,
Labt Phobus mir ein Helden-Lied gerathen.

Wer ehret nicht der Romer Kayser-Thron?
Und der mub Dir ein ewig Erbtheil werden.
Wer kennt nicht Wien, das neue Rom der Erden,
Und unsern Carl, den tapfern Helden-Sohn?
Die Gallier und die den Tagus trincken,
Der kalte Belt, der Scyth und Muselmann,
Sehn seinen Glantz mit reger Ehrfurcht an,
Und zittern schon vor seiner Schwerdter Blincken.

Der edle Rhein weib Franckreichs Phantasey
Noch unverruckt das letzte Ziel zu stecken.
So lange Kehl und Philippsburg ihn decken,
Verlacht er stets die fremde Sclaverey.
Die Donau darf den Fessel-freyen Rucken,
Nicht mehr so weit in Achmets Herrschafft sehn,
Und kan die Fluth mit freyern Wirbeln drehn,
Sie siebenfach ins schwartze Meer zu schicken.

Giebt Deutschland nicht der Europaer Welt,
Fast jedes Haupt die Volcker zu regieren?
Ein deutscher Printz mub Schwedens Zepter fuhren;
Sarmatien beherrscht ein deutscher Held.
Noch neulich hat der Engellander Krone
Hannovers Haupt recht Koniglich geschmuckt:
Hesperien und Servien erblickt,
Sein hochstes Wohl auf Deutschlands Kayser-Throne.

Man spurt ja noch der Deutschen Sprache Rest,
So weit das Schwerdt Germaniens gedrungen;
Europa hort von aller Volcker Zungen,
Was uns der Nord bis Ibland horen labt.
Von Griechenland bis zu den Portugiesen
Trifft man die Spur der deutschen Mund-Art an.
Ja was noch mehr! der Perser Ispahan,
Hat auch davon die Proben aufgewiesen.

Was seh ich dort? Die Helden grauer Zeit
Die Cimbrer sinds, die Welschland sonst erstritten;
Der Angeln Heer, der Trost-bedrangter Britten:
Die Welt erschrack vor beyder Tapferkeit.
Beschamtes Rom, kanst du Carthago zwingen,
So zwing einmahl der Deutschen Helden Brust.
Umsonst, umsonst! Vergotterter August,
Dein Reich verfallt von deutscher Volcker Klingen.

Ihr Adler flieht! dafern ihr Zuflucht wibt,
Wo Herrmann schlagt, da weib man nicht zu schonen.
Erwegt den Fall so vieler Legionen,
Die Varus dort so schandlich eingebubt.
Was regt sich hier? Ein Heer der Alemannen
Bahnt sich den Weg zu Herkuls Seulen hin;
Selbst Africa wird Deutschland zum Gewinn,
Und labt den Hals ins Joch der Vandaln spannen.

Wo bleibt o Rom, der theur-erkaufte Ruhm,
Den Julius in Gallien erfochten?
Der Lorber-Krantz, den sich sein Arm geflochten,
Wird unverhofft der Deutschen Eigenthum.
Ein Franckisch Heer zerschlagt die Ehren-Seulen,
Tilgt Casars Lob und Sieges-Mahler aus.
Sein Stoltz verdients, dab Schatten, Nacht und Graus,
Der Herrsch-Begier ein schimpflich Grab ertheilen.

Pannonien, Illyrien, Tyrol,
Erschrack vor euch ihr unbesiegten Gothen!
Wie bebte Rom als Gensrichs Waffen drohten?
Wie schutterte das feste Capitol?
Der Alpen Eis, so an den Himmel ruhret,
Verhindert nicht der Deutschen Uberfall;
Der Longobard, ein andrer Hannibal,
Hat Steg und Bahn von neuem ausgespuret.

Auf, grosser Carl! Thuiscons achter Sohn,
Auf! ruste dich, gepriesnes Haupt der Francken,
Der Romer Reich wird dir sein Wohl verdancken,
Besteige nur den alten Kayser-Thron.
Wie sich das Gold der Flammen-reichen Sonnen
Nach finstrer Nacht mit hellerm Schimmer zeigt,
Als wenn es spat in Thetis Arme steigt,
So viel hat Rom durch unsern Carl gewonnen.

Genug o Mars, von Deutscher Sieger Muth
Germanien, genug von Deinen Waffen;
Kan Witz und Kunst Dir keinen Ruhm verschaffen,
Was hilft die Macht? was nutzt dir Stahl und Gluth?
Das ist die Art der wildesten Barbaren,
An Fausten starck und schwach am Geiste seyn:
Ihr Musen kommt, und helft mir selber ein,
Und lehrt und sagt, wie klug die Deutschen waren.

Ich hore schon geborstner Bomben Knall,
Der Erd-Kreis bebt vom Donner der Carthaunen,
Ihr Blitz und Dampf setzt alles in Erstaunen,
Hier springt ein Thurm, dort sincket Thor und Wall.
Leiht Jupiter den Menschen Keil und Blitze?
Erofnet sich der Hollen wuster Schlund?
O wurden mir die neuen Gotter kund!
Die Deutschen sinds, durch Pulver und Geschutze.

O Seltne Kunst! Die grobre Wunder zeigt,
Als alle Pracht bejahrter Seltenheiten.
Ihr seyd beschamt, ihr Kunstler alter Zeiten,
Da Deutschland euch noch taglich ubersteigt.
Selbst das Metall wohl eingeschwartzter Schrifften,
So diesen Reim auf tausend Blatter druckt,
Und meinen Kiel der Zeiten Wuth entruckt,
Das, das kan uns ein ewig Denckmahl stifften.

Wer hat den Bau der Himmel umgekehrt,
Dem Erden-Ball den Mittel-Punct entzogen,
So dab er itzt in langlicht-runden Bogen,
Von Jahr zu Jahr die feste Sonn umfahrt?
Wer raumte doch den Wust Crystallner Kreise,
Mit starcker Faust aus der gestirnten Lufft?
Ihr Volcker merckts, denn gantz Europa rufft:
Ein Deutscher thats, Copernicus der Weise.

Er war dein Sohn, Du deutsches Preussen-Land?
Und hat sich selbst und deinen Ruhm erhoben.
Vergib nur nicht auch Hevels Fleib zu loben,
Der das Gestirn in neue Bilder band.
Vor Kepplern mub ein Archimedes weichen,
Was Huygens uns von tausend Welten lehrt,
War gleichfalls sonst den Menschen unerhort,
Wer denckt sich nun den Deutschen zu vergleichen?

Vergebens prahlt ein stoltzer Pythagor,
Die Harmonie des Himmels-Laufs zu wissen.
Dis Lob wird ihm von deutscher Hand entrissen,
Germanien verlacht sein leises Ohr.
Sein Zauber-Klang bewegter Himmels-Spheren,
Was war er sonst, als ein gelehrter Traum?
Uns zeigt itzund der Himmel weiten Raum,
Ein doppelt Glas empor gestreckter Rohren.

Die Weibheit kam, der Europaer-Welt,
Ein eintzig Haupt zum Lehrer vorzusetzen:
Gleich hub sie an die Deutschen hochzuschatzen,
Weil ihr Verstand fast alles in sich halt.
Ein Leibnitz trotzt den Frantzen und den Britten,
Was hat er nicht vor Wunder ausgedacht!
Die Rechnung blob die er hervor gebracht,
Hat uns den Preis der Wissenschafft erstritten.

Uns Deutschen danckts, ihr Priester der Natur,
Der ihr so weit ins Heiligthum gedrungen;
Es ist euch blos durch deutschen Witz gelungen,
Wer half euch sonst im Forschen auf die Spur?
Wenn Gericke die Lufft-Pump ausgesonnen,
Wenn Tschirnhaus Stahl durch Spiegel schmeltzen lehrt,
Wenn Sturm und Wolf die Wissenschafften mehrt;
Wer hat uns denn den Vorzug abgewonnen?

Schamt euch nur nicht, ihr Dichter deutscher Zucht,
Was legt ihr doch die bloden Floten nieder?
Die Musen selbst begeistern eure Lieder,
Und Phobus nennt sie seiner Triebe Frucht.
Besang Homer den Eifer von Atriden,
Beschrieb Virgil Aeneens Helden-Zug:
So hat die Welt der Fabeln langst genug;
Euch Deutschen ist der Wahrheit Lob beschieden.

Was Opitz, Dach, und Hofmannswaldaus Rohr,
Was Lohensteins und Amthors Mund gesungen,
Wie Canitz schrieb, wie Gunthers Lied geklungen,
Halt Phobus selbst den jungen Dichtern vor.
Steht Neukirch nicht im Deutschen Musen-Tempel,
Wie Konig, Pietsch und Wentzel oben an?
Philanders Kiel und jenen Alster-Schwan
Erwehlt die Welt sich kunftig zum Exempel.

Es ruhme sich so Welschland als Athen,
Und selbst Paris im Bauen, Mahlen, Singen;
Der Deutschen Witz kan ihren Stoltz bezwingen,
Und schamt sich fast den Wett-Streit einzugehn.
Ersann nicht Sturm, die Ordnung deutscher Seulen?
Ist Telemann und Hendel nicht bekannt?
Des Hollbeins Kunst und Kranachs Zauber-Hand,
Wird Zeuxes selbst den Sieges-Krantz ertheilen.

Batavien! wenn dein verwegner Mast,
Bey Sturm und Fluth den Ocean durchflogen;
Wenn dein Compab der Inden Meer durchzogen;
Ja wenn du gar die Welt umsegelt hast;
So schreibe doch auf Flaggen, Bort und Seile,
Dab Belgier gebohrne Deutschen seyn;
Der Schiffahrt Ruhm gehort nicht dir allein,
Er wird zugleich Germanien zu Theile.

So steigt dein Preis, erhohtes Vaterland!
So schallt dein Lob bey fernen Nationen,
In aller Welt, wo irgend Menschen wohnen,
Ist Deutschland mehr als sonst ein Volck bekannt.
Es kennen dich die Africaner-Mohren,
In Japans Reich, in Siam, Bengala,
In Malabar, und gantz America
Erfullt dein Ruhm der Indianer Ohren.

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Das Lob Germaniens - JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHED