Українська та зарубіжна поезія

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Auf das beruhmte Kaiser-Karls-Bad

Ihr aufgethurmten Berg’ und Felsen!
Die ihr, mit aufgereckten Halsen,
Oft hoher, als die Wolken steht;
Dabey die Topel, seicht an Fluthen,
Durch hundert schlanke Weidenruthen,
Auf fortgespulten Steinen geht.

Beruhmte Thaler, deren Seiten,
Schon seit der groben Sundfluth Zeiten,
Der steilsten Berge Wand umgab!
Von Sud und Ost, und Nord und Westen
Blickt, zwischen dunnbelaubten Aesten,
Ein nackter Fels auf mich herab.
Der Himmel ist mir halb verstecket,
Ein dicht umzogner Vorhang decket
Mir fast der Sterne grobte Zahl.
Bey Nacht, wenn ich mit Neutons Rohren
Den Ring Saturns, den Mars will ehren,
Verbergen sie sich auf einmal.

Auch Sonnenlicht und Mond erscheinen
Uns taglich spater, als wir meynen,
Entweichen ehr, als anderswo.
Begluckte Burger flacher Hohen!
Ihr konnt den Tag weit langer sehen,
Euch macht ein fruher Morgen froh!

An beyden Ufern unsers Flusses
Stehn Wohnungen des Ueberdrusses,
Der Krankheit und der Traurigkeit.
Hier sieht man abgezehrte Wangen,
Gebeine, deren Kraft vergangen,
Und Herzen, voller Gram und Leid.

Galen! was deiner klugsten Junger
Erfahrungsreicher Zauberfinger
In manchem Puls umsonst beruhrt;
Wofur du selbst in hundert Saften,
Und ausgekochter Krauter Kraften,
Kein Starkungsmittel ausgespurt;

Das kommt mit ungezahlten Schaaren,
Durch Berg und Thal hieher gefahren,
Wo die Natur sich weiser zeigt;
Als alle, die mit stumpfen Sinnen,
Ein allzuschweres Werk beginnen,
Das aller Aerzte Hochmuth beugt.
Das bleiche Fieber kommt geschlichen,
Das Hauptweh, sammt den Lendenstichen,
Der Magenkrampf, der Gliederschmerz,
Das Podagra, die Nierensteine,
Die Gelbsucht, angelaufne Beine,
Und ein von Schwermuth krankes Herz.

Verdorbne Magen, das Erbrechen,
Die Blahungen, das Seitenstechen,
Die Schlafsucht, und Unfruchtbarkeit;
Den Wahnwitz sieht man hieher eilen:
Und allen Hulfe zu ertheilen,
Ist dieb beruhmte Thal bereit.

O wundervolle Wasserquelle!
Wer senkte dich auf dieser Stelle,
Bey Berg und Felsen, in den Grund?
Wer lehrte dich aus tiefen Schlunden
Den Weg in freye Lufte finden!
Wer that uns deine Krafte kund?

Die Vorsicht wars! die weis im Stillen
Den Abgrund mit der Glut zu fullen,
Die ein so heilsam Wasser kocht.
Sie treibt es durch verborgne Rohren,
Und labt die Menschen rauschend horen,
Was in versteckten Adern pocht.

Der Boden raucht; es dampft vom weiten:
Es quillt und dringt auf allen Seiten
Ein siedend Nab durch Kieb und Sand.
Dort sprudelt gar bey lautem Sausen,
Ein starkrer Stral, mit Schaum und Brausen,
Als man im grobten Springbrunn fand.

Er spritzet mannshoch von der Erden,
Und will dem Menschen nutzbar werden,
Und beuth ihm seine Heilkraft an.
Kommt! ruft er, mir die Noth zu klagen;
Hier hat der Himmel euren Plagen
Ein neu Bethesda kund gethan!

Wer er wagts, das Wasser auszumessen,
Das taglich quillt, und ehedessen
Jahr aus Jahr ein geflossen ist?
Hier trinken oft viel hundert Gaste,
Viel andre baden auch aufs beste:
Doch wird im Prudel nichts vermibt.

Und kame Xerxes mit den Heeren,
Die, Strome trinkend auszuleeren,
Der Durst in durren Wusten zwang:
Doch hatt es ihm in ganzen Wochen,
An vollen Bachern nicht gebrochen,
So viel auch jeder Kriegsknecht trank.

Viel hundert Zentner gehn verlohren,
Die der zu reiche Quell gebohren:
Sie eilen mit der Topel fort.
Der Fisch entweicht den warmen Wellen;
Sucht anderwarts die kuhlern Stellen,
Und meidet sorgsam diesen Ort.
Du vierter Karl! gepriesner Kaiser!
Zwar fehlen Dir nicht Lorberreiser,
Davon das Laub unsterblich grunt:
Doch hast Du uns Dir mehr verbunden,
Da Du den Wunderbrunn gefunden,
Der so viel tausend Kranken dient.

Hier steht Dein Bild in Stein gehauen,
Und labt uns Hirsch und Hunde schauen,
Dadurch Du dieses Bad entdeckt:
Der Hirsch entflieht: der Hunde Bellen
Verrath, was in den heiben Quellen
Fur ein naturlich Wunder steckt.

Wie eifrig ward nicht von den Alten,
Das Federvieh, so Rom erhalten,
Im hohen Capitol verehrt!
O Karl! ist Dein Geschlecht von Hunden,
Das diesen Wunderbrunn erfunden,
Nicht doppelt grobrer Ehre werth?

Die ihr der Erden Innres kennet,
Der Berge Zahl und Lage nennet,
Worinnen Harz und Schwefel glimmt:
Sagt doch, sind nie entdeckte Grufte
Und unerforschte Felsenklufte,
Auch einer hellen Glut bestimmt?

Ists wahr? was nahrt denn solche Flammen?
Was fuhrt den Zunder hier zusammen,
Der so viel tausend Jahre brennt?
Ists nicht? Was kann den Quell erhitzen,
Den man bey ungeschwachtem Spritzen,
Drey hundert Jahre siedend kennt?

Glimmt noch ein Funken von dem Brande,
Der in des Erdballs erstem Stande,
Dieb ganze Rund in Glut gesetzt?
Nahrt ihn ein Rest erloschner Kohlen,
Die in dem Schwefelkieb verholen
Ein unterirrdscher Bach benetzt?

Genug! es lodert in der Erden!
Ein Fels mub hier zum Kolben werden,
Der Panaceen von sich spruht.
O Allmacht! deine Wunderwerke
Begreift kein Mensch in voller Starke;
So klar er ihren Ausbruch sieht.

Noch mehr! wer schafft der Berge Ritzen,
Die Last von Salzen auszuschwitzen,
Die jahrlich in dem Brunnen quillt?
Und die, durch unablabigs Sieden
Vom heiben Wasser abgeschieden,
In jeder Woche Zentner gilt?

Giebts Felsen, die aus Salz bestehen,
Dadurch die heiben Bache gehen,
Und deren Zoll sie heilsam macht?
Warum verzehrt sich in der Stille
Nicht ihres ganzen Vorraths Fulle,
Den langst der Quell ans Licht gebracht?
Ihr Spotter jener Rechnungskunste,
Die, hoher Mebkunst zum Gewinnste,
Mein grober Leibnitz langst erfand!
Hier zeigt sich das unendlich Kleine,
Die Staubchen aufgeloster Steine,
Ein unsichtbar zermalmter Sand.

Zwar gleicht das Wasser den Crystallen:
Doch, labt es ihn im Flieben fallen;
So uberzieht er Holz und Laub.
Die Haselnub, die Distelklette,
Umschrankt ein Stein von harter Glatte,
Ein dicht umher gegobner Staub.

Aegypten mag mit Balsamschwammen
Die Wirkung der Verwesung hemmen,
Und Leichen aus den Gruften ziehn:
Hier thut das Karlsbad dieb Geschaffte,
Schafft Mumien durch Felsenkrafte,
Und heibt der Korper Faulnib fliehn.

Wie hart ist die versteinte Rinde!
Wie braunroth spielt sie! Wie geschwinde
Erzeugt sich solch ein Prudelstein!
Wie dauerhaft, wie schon zum Schleifen!
Wie fein zu sehn, zart anzugreifen,
Mub solch ein seltnes Kunststuck seyn!

Was seh ich dort in dunkeln Schatten,
Sich fur Gesellschaft zahlreich gatten,
Wo schlanker Linden Laub sie deckt?
Man sieht sich die Geschlechter mengen:
Sie gehn gepaart in langen Gangen,
So weit sich ihr Gebieth erstreckt.

Dieb Paar ist ernsthaft; jens will scherzen:
Doch herrscht die Lust in aller Herzen,
Und Gram und Schwachheit zeigt sich nicht.
Wo bin ich? Sinds Elyserfelder?
Der Unterwelt gepriesne Walder,
Wovon der Dichter Lehre spricht?

Sind dieb die Geister der Begluckten,
Die sich der Oberwelt entruckten,
Hier ewig sonder Gram zu seyn?
O! schiffte mich doch Charons Nachen,
Mich alles Jammers frey zu machen,
In die so selgen Auen ein!

Was saumt er, mich dahin zu fuhren,
Wo Seligkeit und Lust regieren,
Und wo ein steter Fruhling bluht?
Ich irr! ich bin am Topelrande;
Allwo man auf dem flachen Sande,
Fur Kahne, lauter Brucken sieht!

Wie trugt der Augenschein von ferne!
Je mehr ich alles kennen lerne,
Je mehr entdeck ich unsre Welt!
Hier ist kein Sitz der Tugendhaften;
Hier herrschen tausend Leidenschaften,
Die jeder Busen in sich halt.
Die Eifersucht, der Stolz, die Liebe,
Geiz, Rachgier, Neid und hundert Triebe,
Besturmen die geputzte Schaar.
Die Eitelkeit auf Gluck und Ahnen,
Und angeerbte Ritterfahnen,
Legt sich vor andern haufig dar.

O! war ich nach gebrauchtem Brunnen,
Der Luste Tummelplatz entrunnen,
Der hier, wie anderswo sich zeigt!
Kommt Musen! labt uns wieder fliehen:
Denn eurem ruhigen Bemuhen
Sind Bohmens Fluren nicht geneigt.

Doch nein: Theresia regieret!
Ihr ungemeiner Zepter zieret
Die Staaten auch mit Witz und Kunst.
Ihr Kaisersitz ist vorgegangen;
Hebt an mit Wissenschaft zu prangen,
Und blob durch Ihre Gnad und Gunst.

Kommt! labt uns ihm noch naher rucken,
Um alle Wunder zu erblicken,
Womit Sie diese Zeit verklart,
Kommt! stimmt von neuem eure Seyten,
Die Kaiserinn, der Schmuck der Zeiten,
Ist eurer besten Lieder werth.

Besingt, wie Sie das Recht beschutzet;
Singt, wie Ihr Heer im Felde blitzet;
Wie Sie Gewerb und Handel liebt;
Wie Sie des Misbrauchs Macht umdammet.
Und aller Waaren Einbruch hemmet,
Der Deutschlands Feinden Krafte giebt.

Besingt, zur Freude der Provinzen,
Wie Sie den altsten Ihrer Prinzen
Dereinst zum Herrschen tuchtig macht.
O! kann ich dieb nach Werth besingen,
So mag mir weiter nichts gelingen:
Ich hab ein ewig Werk vollbracht!

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Auf das beruhmte Kaiser-Karls-Bad - JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHED