An einen Freund
Du, der so lang im Herzen mich geborgen
Mit allen meinen gramlichen Gebrechen,
Mit meinen hastig immer neuen Schwachen,
Mit allen meinen wunderlichen Sorgen;
Die Hand verzeihend botest jeden Morgen,
Wenn ich die Nacht vorher mit blindem Stechen,
Mit ungerechtem, vorwurfsvollem Sprechen
Dir schnitt ins Herz, so treu und unverborgen:
Nicht um zu spahn nach Tadel oder Lobe,
Will ich dir diese Lieder ubersenden,
Die zagend unter meiner Hand verblassen!
Nein, nur zur letzten, schweren Freundesprobe:
Ich mub mich gegen deinen Glauben wenden –
Wirst du mich darum endlich doch verlassen?
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