Auf das Nibelungenlied
Taubstumm scheinst du mir zwar, du redest ofter durch Zeichen
Oder Gebarden, als durch unser geschmeidiges Wort,
Ja, du bedienst dich auch dann noch des schlichtesten, das du nur findest,
Aber ich nenne dich doch unser unsterblichstes Lied.
Kommen werden die Zeiten, wo Asiens grimmige Horden
Uns aufs neue den Kampf bieten am goldenen Horn,
Und, wie die Vater gesiegt, so konnen die Enkel erliegen,
Denen der glaubige Mut fehlt, wie das riesige Mark.
Dann ergiebt sich der Schwarm, gefuhrt von Attilas Schatten,
Über den Stolz der Kultur ohne Erbarmen daher,
Bilder werden zerfetzt, und Statuen werden zerbrochen,
Bucher in Banden verbrannt oder von Pferden zerstampft.
Selbst die Sprachen zerschellen und schmelzen am Ende zusammen,
Aber, wenn diese geschieht, ist auch die Brucke gebaut,
Die den ersten Mongolen verlockt, sich hinuber zu wagen
In die verschuttete Welt, welche noch stammelt fur ihn.
Trifft er unter den Trummern den Faust dann oder den Tasso,
Wirft er sie lachend zuruck in das durchstoberte Grab,
Denn was hatt’ ihm der Doktor im schwarzen Talare zu sagen,
Oder der weiche Poet, welcher den Kranzen erliegt?
Aber die Helden Burgunds versteht er, den grimmigen Hagen
Und das rachende Weib, wenn auch das liebende nicht,
Und so schlagen die Recken, die unsre altesten Schlachten
Durchgefochten, dereinst auch noch die jungste fur uns.