Bittgedicht an Maria Josepha, Konigin von Polen
Ach Grobe Konigin
Hier fallt zu Deinen Fuben
Dein Lands Kind Deine Magd, die nichts verbrochen hat,
und die ganz unverschuldt schon mehr hat leiden muben
als mancher Bobewicht fur seine Mibethat.
den deutschen Schauplaz hat mein fleib so weit getrieben
dab ihn Dein ganzes Land und andre Lander, mehr
um seine redlichkeit als Rang und Ansehn lieben;
und iezt verstobt man mich, gewib das schmerzt mich sehr.
in Leipzig hat man mir die Ehre nicht versaget
dab ich mir fur mein Geld den Schauplaz neu gebaut
Der ganze Rath die Stadt die uber uns nicht klaget
hat unsere redlichkeit gepruffet und getraut
der Rath hat uns sein Wort, sein Siegel drauf gegeben,
wer nun Contracte schliebt, der wird auch leicht verstehn
dab man ihn halten mub; wenn nur ein ehrlich leben
und die bezahlung folgt, kan er nicht ruckwarts gehn.
man halt dem Feind das Wort, man halt es dem Verbrecher
wenn man ihm zugesagt, er soll erhoret seyn
selbst die Gerechtigkeit ist aller Bobheit racher
und dennoch schlagt ihr Schwerd nicht nur gerade drein.
nun komt ein fremder Mensch, er sey in seinen wurden
und bittet Deinem Herrn den machtigsten August
mir wieder alles recht gewaltsam auf zu burden,
dab er auf meinem Plaz, den arlequin zur Lust
mit meinen Hab und Guth darf schmucken und beehren
und dab der Leip’zer Rath nun soll gehalten seyn
sein Siegel Hand und Wort leichtsinnig um zukehren,
der schamt sich das zu thun und komt darwieder ein
Ach Grobe Konigin das hab ich Dir zu klagen,
weil mich in diesen Fall Dein Herz erhoren kan,
in Hofnung dab Du mich nicht grausam wirst verjagen
den ich beschwores Dir ich habe nichts gethan.
aus Mullers bitte kanst Du sein Gemuth erkennen,
er hat zwar Deine Gnad allein er braucht sie schlecht
will mir mein wenig Brod mein Haab und Guth nicht gonnen
denn das was er verlangt, ist mein vor Gott und Recht
Du hast ein Konigreich, ach lab mir meine Hutte
und schenck mein Haab und gut nicht einem fremden Mann
O! Grobe Konigin das ist die Hochste Bitte,
die Deine Grob Muth mir gar leicht gewahren kan;
Gieb Mullern was Du wilst und mehr als er verdienet
mach seine Armuth reich, und Deiner Gnade wehrt
ich gonne ihm mehr als das, ob er sich gleich erkuhnet
und von mir hab und Guth nicht redlich hat begehret;
verschaff ihm ehr und Guth und lauter grobe Gaben
schenck ihm von Deiner Huld den ganzen Überflub,
wenn er es brauchen lernt so mag er alles haben
wenn ich nur nicht dabey mein Guth verliehren mub.
er kan mit meinen Guth nicht reich und seelig werden
denn Gott hat schon den Fluch in das Gesez gelegt:
Du solst nicht, heist es da, vom nechsten auf der Erden
begehren was sein ist! wenn Dich nun das bewegt
so nimm ihn diesen Fluch und lehr ihn recht gehorchen
denn wird er auch fur Dich vielleicht ein treuer Knecht,
und siehe, dab auch Gott durch Dich will fur mich sorgen,
wenn er Dein Herze ruhrt, und Du erhorst mich recht.
ich kan ja nichts dafur, dab ich auf Erden lebe
dab Gott in Deinem Land mir meinen othem gab,
thu ich denn unrecht dran dab ich mich drum bestrebe,
und suche dab ich auch darinnen Nahrung hab?
lab mich die Brosamen in Deinem Land genieben
die er nicht brauchen kan und ihm verachtlich seyn,
ich hab genug daran es soll mich nicht verdrieben
nur raum ihm nicht mein Guth und mein Vermogen ein!
verwehr mir nicht die Lufft! den Muller zu erhalten;
doch braucht Dein Hoher Ruhm noch eine Kleinigkeit,
so sprich, dab ich fur Dich soll hungern und erkalten
hier bin ich, und darzu auf Deinen winck bereit. –
Dir grobe Konigin soll dieses leichte Blatt
das nebst der Ehrfurcht, nichts als diesen inhalt hat:
Ein fremder suchet mich um Haab und Guth zu bringen
Halt dieser Bobheit ein, lab meinen Wunsch gelingen